pw. Daniel Wiener, in linken Kreisen gut vernetzter Unternehmer, der sich nicht zuletzt dank Beziehungen zur SP und Direktzugang zum Bundeshaus lukrativer Bundesaufträge für sein Beratungsunternehmen ecos  erfreut, darf in einem Gastkommentar der NZZ seine Weisheiten zu AHV und BVG ausbreiten. Ob aus eigenem Antrieb oder inspiriert von seinen Geschäftspartnern, ist offen. Jedenfalls gehört Wiener nicht zum Kreis jener, die bisher durch vertiefte Kenntnis der Altersvorsorge aufgefallen wären. Sein NZZ-Kommentar ist auch nicht geeignet, diese Einschätzung zu korrigieren. Der Originaltitel seines Beitrags lautet “Mit der AHV den Kapitalismus retten”. Ob ihm etwas am Kapitalismus liegt, darf bezweifelt werden, sicher gar nichts an der beruflichen Vorsorge und bestenfalls ein bisschen an der AHV. Er schreibt u.a.:

Der einzige Weg, solche katastrophalen Nebeneffekte unseres heutigen Systems zu eliminieren, ist die Entkopplung von Zwangssparen und Rente. Die Voraussetzung dafür wäre ein Ausbau der AHV bei gleichzeitigem Rückbau der Pensionskassen. Damit würden dem Kapitalmarkt grosse Summen entzogen, wodurch sich Kredite verteuerten, also die Zinsen wieder stiegen. Steigende Zinsen würden den Kompass des Kapitalismus wieder einschalten. Finanziell würden sie vor allem den Wohlhabenden nützen. Das soziale Gegenstück dazu wäre die Stärkung der AHV, die als Umverteilungsmechanismus von oben nach unten wirkt.

Die zurzeit zur Diskussion stehende Reform der Rentenfinanzierung ist administrativ aufwendig, vermag aber das Hauptdilemma der Schweizer Altersvorsorge, die sich zunehmend selbst im Wege steht, nicht zu lösen. Es ist deshalb gut denkbar, dass sich der ideologische Streit um die Frage, wie wir für das Alter vorsorgen sollen, sehr bald in Minne auflöst und die bürgerlichen Parteien das Credo einer AHV-Vollrente nach dem direkten Umlageprinzip von der Linken übernehmen. Oder mindestens eine markante Verlagerung des Systemschwerpunkts von den Pensionskassen zur AHV.

  NZZ