imageErich Gerbl hat sich in der Bilanz 7/19 der Anlageberater angenommen, die sich in eine starke Position zwischen Pensionskassen und Vermögensverwalter geschoben haben. Ihre Vertreter sind zwar laufend präsent bei Tagungen und in den Medien, über die Firmen selbst und ihren Einfluss ist in der Öffentlichkeit aber wenig bekannt. Der Bilanz-Beitrag versucht etwas Licht ins Dunkel zu bringen, mit dem für die Zeitschrift üblichen Hang zur Aufregung. Aber zweifellos lesenswert für alle am Thema Interessierten. Auszüge:

Berater wie PPCmetrics, C-alm, Complementa und Ecofin dominieren den Markt. Die niederländische Ortec ist einer der wenigen ausländischen Anbieter, die sich in der Schweiz etablieren konnten. Mit Dienstleistungen wie Asset-Liability-Management- Studien, Investment Controlling oder eben den Managersearches sind sie mit Pensionskassen permanent im Geschäft.

«Consulants kontrollieren immer grössere Teile unserer Arbeit. Das ist ihr Geschäftsmodell », sagt ein in Zürich stationierter Direktor einer bekannten Schweizer Privatbank, der dort fürs Pensionskassengeschäft verantwortlich ist. Mit Namen genannt werden will er auf keinen Fall. Die Angst, es sich mit diesen Gatekeepern zu verscherzen, ist einfach zu gross. «Es wird sich kein Vermögensverwalter öffentlich kritisch zu Investment Consultants äussern. Es steht zu viel auf dem Spiel», sagt der Chef einer PR-Agentur.

Riskiert werden die eigene Karriere und viel Geld. Pensionskassen sind für die Geldmanager die grössten Auftraggeber der Welt. Kassengelder im Umfang von mehr als 800 Milliarden Franken – der grösste Teil der Vorsorge – werden in der Schweiz mit Hilfe der Consultants in verschiedene Anlagegefässe wie Aktienfonds gelenkt.

Der Frust unter Vermögensverwaltern über die Macht der Consultants scheint gross. Anonym haben Vermögensverwalter vor einigen Jahren eine über 50-seitige Kampfschrift gegen die Investmentberater verfasst und breit an die Pensionskassen verschickt. Als «Independent Watch Organisation for Swiss Pension Funds» polterte man gegen die mächtigen Consultants.

PPCmetrics, Complementa, Ecofin und Coninco bezeichneten die Autoren als machthungriges, Interessenkonflikte nicht scheuendes und sogar gefürchtetes Kartell. Da Elemente des Schriftstücks aus echten Managersearches stammten, machten sich Investmentberater einen Spass daraus, herauszufinden, wer hinter den Anschuldigungen steckt.

Dass die Consultants angeschwärzt werden, verwundert nicht. «Wir haben die Spiesse zwischen Pensionskassen und Banken gleich lang gemacht. Für die teilweise selbstherrliche Finanzbranche war das eine ungewohnte Situation», erzählt Hansruedi Scherer, Gründungspartner beim führenden Berater PPCmetrics. In der Vergangenheit seien gerade kleine Pensionskassen einem übermächtigen Goliath gegenübergestanden – den Banken mit ihren unzähligen Finanzexperten und riesigen juristischen Abteilungen.

Die Macht der Consultants, meist als Spin-off einer Universität gegründet, beruht auf ihrem Wissen. Akademische Titel von Wirtschaftsuniversitäten zählen bei den Mitarbeitenden zur Grundausstattung. Als Theoretiker, die selbst nie Geld verwaltet haben, werden sie von manchem Vermögensverwalter gering geschätzt. Selbst pocht man auf die Unabhängigkeit und die Freiheit, anders als die Banker nichts verkaufen zu müssen, zu dem man gar nicht steht. Tiefere Gehälter werden in Kauf genommen.

«Im Dienst der Allgemeinheit – das ist unsere Mission», sagt Scherer von PPCmetrics. Er selbst hat mehrere lukrative Angebote von Banken ausgeschlagen. «Wir schaffen für die Pensionskassen Transparenz und stellen ihnen eine Entscheidungsgrundlage zur Verfügung», sagt Stephan Skaanes von PPCmetrics und spricht damit für die gesamte Branche. Doch hier stapelt man tief. Da das Knowhow bei den Consultants grösser ist, haben ihre Vorschläge einen hohen Stellenwert und werden von Stiftungsrat und Anlageausschuss gerne berücksichtigt.

«Es ist paradox.Innerhalb des Stiftungsrates gibt es oft keine Diskussionen. Dabei ist es seine Aufgabe, zu hinterfragen, ob die Empfehlung des Consultants gut ist», sagt der anonyme Zürcher Banker, der regelmässig vor Stiftungsräten präsentiert.

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