Die Krise der Kollektivversicherung ist bekannt. Die Finma stellt fest, dass die Nachfrage das Angebot übersteigt. Nach dem Ausstieg der Axa aus dem Geschäft hat sich die Situation nochmals verschärft. Trotz aller Kritik von Gewerkschaftsseite und unbestritten hohen Kosten wünschen viele KMU die finanzielle Sicherheit, welche ihnen nur die Vollversicherung bietet.

Die Vorwürfe von linker Seite an die Adresse der Assekuranz haben lange Tradition. Für Matthias Kuert von Travail Suisse gehören sie seit Jahren Repertoire seiner vorsorgepolitischen Agenda. Nun ist allerdings sein wiederholter Vorwurf der überhöhten Risikoprämien zusammengefallen, nachdem die Auffangeinrichtung freimütig bekannt hat, auch sie sei zur Deckung ihrer Kosten auf diese Quelle dringend angewiesen. Vielen anderen Stiftungen geht es ähnlich.

Auch für die Spitzen des SGB sollten die Versicherer aus der beruflichen Vorsorge entfernt werden. Und Ruedi Rechsteiner meint, sie seien bloss an höheren Dividenden interessiert. Kurz, die Assekuranz ist für sie das rote Tuch in der 2. Säule. Ohne Versicherer wäre alles viel besser, könnte man meinen.

Wir sehen das Problem anderswo. Es liegt nicht in der privatwirtschaftlichen Durchführung, wie die Kapitalismusüberwinder glauben, sondern in der Asymmetrie von Kosten- und Entscheidungsträger. Attraktiv ist das Modell für die angeschlossenen Firmen, weniger für die Versicherten. Sie sind es, welche letztlich die beträchtlichen Kosten für die Garantien zu tragen haben. Gewiss, auch sie profitieren von der Garantie, aber liegt sie auch in ihrem Interesse und stimmt aus ihrer Sicht das Kosten-/ Nutzenverhältnis?

Solche Fragen wären zu diskutieren und es wäre nach innovativen neuen Lösungen zu suchen, statt in sterilem Versicherungs-Bashing zu machen. Die extrem sicherheitsbetonte Anlage gemäss Finma-Auflagen kann für einen jungen Versicherten doch nicht das Mass aller Dinge sein. Wohl auch nicht für den älteren. Wir bringen hier gerne unser Ceterum Censeo mit dem Ruf nach mehr Verantwortung und Freiheit für die Destinatäre ein. Wer sie als Mündel definiert, wird ihnen keine Risiken und keine Freiheit zumuten. Wohl aber die tiefen Leistungen.

Genau das aber geschieht mit der Politik der Arbeitnehmervertreter, die gerne das ganze Leben nach dem Vollversicherungsmodell ausrichten möchten. Ihre Kritik an der Assekuranz geht an die falsche Adresse. Weil das Lied nicht gefällt, schiesst man auf den Pianisten. Aber der hat sich nach den Noten zu richten. Dort wäre anzusetzen.

Peter Wirth, E-Mail