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Hanspeter Tobler (PKRück) und Olivier Deprez (Deprez Experten) nehmen wenige Tage vor der Abstimmung in einem Interview Stellung zur AV2020. Auszüge:

Am 24. September wird über die Reform der Altersvor­sorge 2020 abgestimmt. Welche Vor­ und Nachteile hat das zur Abstimmung kommende Bundesgesetz kurz zusammengefasst ?
Hanspeter Tobler: Trotz gewissen positiven Aspekten über­ wiegen die Nachteile bei Weitem. Es ist keine ehrliche Vor­lage, denn vieles erscheint in einem falschen Licht. Zum Beispiel, wenn es auf Plakaten der Befürworter heisst «Renten sichern, Ja stimmen». Es ist auf längere Sicht eben keine Rentensicherungsvorlage – und insbesondere die AHV wird damit nicht langfristig stabilisiert. Auch wenn gesagt wird, dass im BVG die Umverteilung von Jung zu Alt gestoppt werden soll, ist das nicht korrekt: Die Übergangszeit dafür ist viel zu lang und es wird während 20 Jahren eine neue Umverteilung über den Sicherheitsfonds eingeführt. Zudem hätte eine Annahme eine enorme Bürokratie zur Folge. Positiv ist für mich, dass rund um die Abstimmung die Probleme breit diskutiert werden, denn diese müssen wir wirklich lösen. Die Flexibilisierung des Rentenalters finde ich in der Vorlage zum Beispiel eine gute Sache. Oder wenn jemand in höherem Alter die Stelle verliert und trotzdem in der P ensionskasse bleiben könnte.

Olivier Deprez: Da stimme ich zu – und die paar wenigen Vorteile könnte man auch ohne diese Vorlage mittels Gesetzesänderung relativ schnell und einfach einführen. Zusätzlich zu den bereits erwähnten Negativpunkten scheint es mir vor allem wichtig, auf die ungünstigen Folgen bei den Pensionskassen im Falle einer Annahme hinzuweisen. Die Komplexität in der zweiten Säule würde enorm zunehmen. Pensionskassen würden in ihrer Arbeit immer mehr einge­schränkt und das Pensionskassensterben würde wohl noch weiter zunehmen.

  Interview