In der Unia-Zeitung “work” begründet Marie-Josée Kuhn in einem Editorial ihre Unterstützung der AV2020:
Liebe Catherine, Du hast ja recht! Ihr vom linken Gegenkomitee in der Westschweiz habt ja recht: Dass Alain Bersets Rentenreform uns Frauen neu bis 65 chrampfen lassen will, ist jenseits. Umso mehr, als wir Tonnen Gratisarbeit daheim leisten. Und, wenn wir ausser Haus arbeiten, immer noch rund zwanzig Prozent weniger verdienen als die Männer. Nein, dieses Damenopfer ist nicht zu rechtfertigen. Und ja, einverstanden, dass Berset die heute schon wacklige zweite Säule ausbauen will, ist störend. Ihr sagt deshalb Nein am 24. September. Zusammen mit FDP-Chefin Petra Gössi und SVP-Milliardärin Magdalena Martullo-Blocher. Sie wollen die Altersreform 2020 ebenfalls versenken. (…)
Liebe Catherine, Martullo & Co. haben die Macht. Wie also kommst Du bloss auf die Idee, wir könnten uns durchsetzen? Wir müssten nur Nein sagen, dann käme eine bessere Vorlage nach? Du schimpfst mich mutlos. Du argumentierst, die Rentenfrage müsse eben auf der Strasse entschieden werden. Nicht im Bundeshaus. Doch: Woher soll der Widerstand kommen? Wo ist die Wut der Frauen gegen Rentenalter 65? Und wo bleibt der Unmut über die teuren und ineffizienten Pensionskassen? Da gab’s doch diese Pussyhat-Bewegung, erinnerst Du Dich? So schnell, wie sie gekommen ist, war sie leider auch wieder weg.
Nein, liebe Catherine, es bringt nichts, in Schönheit zu sterben. Diesmal nicht. Es gibt keine Alternative zu dieser Rentenreform. Sie ist kein Hit. Aber auch kein Horror. Immerhin bringt sie den ersten Ausbau der AHV seit 40 Jahren. Und – work rechnet es vor (hier: AHV-Dossier): Sie bringt (fast) allen etwas. Den Rentnerinnen und Rentnern genauso wie den meisten Jungen. Und auch uns Frauen.