Die Politisierung der 2. Säule schreitet munter voran. Nachdem die Altersvorsorge an sich schon ein eminent politisches Geschäft ist und nach der absurden Festlegung des Umwandlungssatzes im Gesetz kaum eine Steigerung mehr möglich schien, müssen wir heute feststellen, doch – man kann durchaus noch einen Zacken zulegen.

Wie sich die Politisierung in der Praxis auswirkt, lässt sich trefflich an der Zürcher BVK ablesen, wo die verschiedensten Gruppierungen um den Einzug in den Stiftungsrat streiten. Der VPOD profiliert sich mit schrillen Tönen und will nur noch ideologisch sattelfeste Vertreter entsenden. Da sich die Welt aber nicht bloss in links und rechts aufteilen lässt, sondern auch in Umweltschützer und Umweltsünder, kommen wenig überraschend nun auch aus der Öko-Ecke Forderungen nach Präsenz im obersten Organ.

Deren Exponenten geht es bekanntlich um nichts weniger als die Rettung des Planeten, was eine entsprechend dramatische Begleitmusik nötig macht. Die Feststellung «Die Altersvorsorge ist ein Risiko für den Klimaschutz» scheint nun aber doch etwas weit hergeholt, um noch das Mindeste zu sagen. Wie das angebliche Risiko abgewendet werden kann, erschliesst sich aus den Forderungen einer Gruppe namens BVK Divest, welche mit dem genannten Slogan Wahlkampf für die ihr genehmen Kandidaten für den BVK-Stiftungsrat betreibt. Das Rezept ist einfach: die Kasse muss sich von Investitionen in «fossile Unternehmen» trennen. Nun kennen wir zwar fossile Energieträger, der Begriff «fossile Unternehmen» hingegen ist zumindest sprachlich eine riskante Neuschöpfung, wohl auch irreführend, wir glauben aber zu wissen, was gemeint ist.

Schleierhaft ist hingegen, wie damit «das Klima» geschützt werden soll. Es sind ja nicht die Investitionen, es sind die Produkte dieser «Fossilen», die allenfalls ein Risiko darstellen. Aber  es ist wohl einfacher, bestimmte Branchen und Firmen aus einem Portefeuille zu eliminieren, als Nutzer von Ölheizungen, EasyJet-Passagiere oder Besitzer von VW Golf und Mercedes E-Klasse von ihrem frevelhaften Tun abzubringen. Kurz: es handelt sich um Symbolpolitik, mit viel Brimborium, hohem Anspruch und geringer oder gar keiner Wirkung. Manchmal ist auch der Schaden grösser als der Nutzen.

Da hätten wir einen deutlich wirksameren Gegenvorschlag: er steht schon im Titel: Veganer in den Stiftungsrat. Laut FAO trägt die Viehzucht 18% zum Ausstoss von Treibhausgasen bei, das World Watch Institut meint, es seien sogar 50%, aufgrund von Berechnungen der Weltbank.

Veganer tragen also konkret und direkt zum Klimaschutz bei, die fossilen Warner hingegen nur grosse Worte. Selbstverständlich wäre zusätzlich zu fordern, dass in Stiftungsräte keine Autobesitzer gehören und besonders solche Kandidaten bevorzugt zu wählen sind, welche ihre Ferien im Umkreis von max. 50 km von ihrem Wohnort zu verbringen pflegen, auf Handy und TV verzichten und bei Einbruch der Dunkelheit sich umgehend schlafen legen.

Wir meinen, wenn schon Klimaschutz zur Rettung der Altersvorsorge, dann aber richtig.

Peter Wirth, E-Mail

Newsletter 336, 20.5.2017