Die angelsächsischen Stimmrechtsberater ISS und Glass Lewis üben auf Schweizer Unternehmen einen grossen Einfluss aus. Das ist problematisch.
FuW Redaktor Martin Lüscher kommentiert:
Thomas Minder wollte die Rechte der Aktionäre stärken und institutionelle Investoren in die Pflicht nehmen. Funktioniert hat es nicht – zumindest was Letzteres betrifft. Wollen Pensionskassen die Stimmpflicht nicht wahrnehmen, delegieren sie an Stimmrechtsberater. Die Nachfrage ist seit der Annahme der Minder-Initiative gestiegen. (…)
Kollektivanlagen sind der andere Ausweg für institutionelle Anleger, die Stimmpflicht zu umgehen. Denn die Verpflichtung gilt nur bei direkten Anlagen. Wie von Vermögensverwaltern zu vernehmen ist, wechseln Pensionskassen vermehrt in Fonds. Der Aufwand für die Vorbereitung der unzähligen Generalversammlungen ist gross. Darum delegieren auch Banken die Ausübung der Stimmpflicht – oder lassen es gleich bleiben.
Die Verantwortung übernimmt am Ende niemand. Pensionskassen und Banken delegieren ihre Stimmen oder lassen sie verfallen. Die Stimmrechtsberater verstecken sich hinter dogmatischen Regeln und gehen auf die spezifischen Charakteristika zu wenig ein. Unter den abstrakten Normen leidet das Unternehmen und der Privataktionär, der mit seiner Stimme nichts bewegen kann.