imageNächstes Jahr werden in der Schweiz zum ersten Mal mehr Personen ihren 65. als ihren 20. Geburtstag feiern. Die damit einhergehende Pensionierungswelle der geburtenstarken Babyboomer-Jahrgänge wird den bereits herrschenden Fachkräftemangel spürbar verstärken. Zudem ist der Zugang zu ausländischen Arbeitskräften nach der Annahme der Masseneinwanderungsinitiative ungewiss. Bis die Politik Massnahmen definiert und umgesetzt hat, bleibt die Unsicherheit gross, weshalb Unternehmen Lösungen im eigenen Einflussbereich suchen werden. Die Bindung älterer und mit den Aufgaben bestens vertrauter Mitarbeiter liegt dabei auf der Hand, schreibt Jérôme Cosandey von Avenir Suisse.

Gelänge es, jeden Neurentner lediglich zwei Monate länger im Arbeitsprozess zu halten, könnte im Nu ein Äquivalent von 5000 Vollzeitstellen pro Jahr besetzt werden, ohne ein Kontingent zu beanspruchen. Könnte jeder ältere Mitarbeiter ein Jahr länger mit einem Arbeitspensum von 50% beschäftigt werden, wären jährlich 15000 Stellen geschaffen.

Allerdings bedingt eine berufliche Beschäftigung im fortgeschrittenen Alter ein Umdenken – sowohl beim Arbeitnehmer als auch beim Arbeitgeber. Die Vorstellung eines mit dem Alter steigenden Lohnes ist immer weniger zeitgemäss, auch wenn solche Entlöhnungssysteme immer noch von 26% der Unternehmen praktiziert werden. Sie sind zu vermeiden, weil sie die Lohnkosten älterer Mitarbeiter verteuern und so ihre Verdrängung aus dem Arbeitsmarkt fördern.

Sollen Arbeitnehmer auf steigende Löhne verzichten, braucht es auf der anderen Seite Arbeitsplätze, die Arbeiter wünschen sich z. B. mehr Zeitsouveränität in der Ausübung ihres Berufs, aber auch für Pflegetätigkeiten in der Familie. Sie möchten aber liebend gerne ihr Umfeld von ihrer Erfahrung und Wissen profitieren lassen. Eine Teilzeitanstellung- während der Woche oder während Produktionsengpässen – kann helfen, den Übergang in die Pension für den Arbeitgeber und den Arbeitnehmer sanfter zu gestalten.

  Avenir Suisse