Deckungsgrade-Kantone_2012_800

Die NZZ am Sonntag führte mit Jérôme Cosandey” von avenir suisse ein Interview zur Situation der öffentlichen PKs. Auszüge:

Die Löcher in der lateinischen Schweiz sind viel grösser als in der Deutschschweiz. Wirtschaften die Romands einfach schlechter?
Die Gründe sind rein politischer Natur. Die Kassen investieren ihr Geld an den gleichen Märkten, haben die gleichen Regeln wie die Deutschschweizer Kollegen. Die welschen Kantone sind auch nicht ärmer: Genf und Waadt sind Nettozahler im Finanzausgleich. Das Loch in den welschen Pensionskassen ist grösser, weil das Staatsverständnis ein anderes ist. Eine Deckung von 60% als Ziel hat den Romands oft gereicht.

Quasi ein Tribut an das französische Staatsverständnis?
Man ist in der lateinischen Schweiz staatsgläubiger. Ein Vergleich mit der Innerschweiz zeigt dies: Hier stehen viele sehr gut da, obwohl diese Pensionskassen gar mit realistischeren Grundlagen rechnen – was die Kapitalrendite der Zukunft oder die Lebenserwartung angeht. Das erhöht den Finanzierungsbedarf. Man hat früh Gegensteuer gegeben. In der Zentralschweiz herrscht ein anderes Verantwortungsgefühl gegenüber der nächsten Generationen.

Was ist das Hauptproblem von nicht ausfinanzierten Pensionskassen mit Staatsgarantie?
Dass wir ungewollte Umverteilung kreieren. Umverteilt wird in der AHV. In der zweiten Säule soll jeder für sich ansparen. Ist eine Pensionskasse teilkapitalisiert, bedeutet das nichts anderes, als dass die Rente nicht voll vorfinanziert wird. Ein Teil muss entweder über das laufende Budget oder über Schulden bezahlt werden. Von einer nächsten Generation. Das ist nicht gerecht. Teilkapitalisierungen sind auch ökonomisch unsinnig: Weil ein Teil des Kapitals fehlt, wird dieses nicht investiert. Es wirft keine Rendite ab. Dieser Beitrag fehlt und muss durch Lohn- oder Sanierungsbeiträge wettgemacht werden.

  avenir suisse