Rekordtiefe Zinsen und trübe Aussichten am Kapitalmarkt belasten die Pensionskassen seit geraumer Zeit. Aufgrund der Krisen der letzten 15 Jahre fällt nun plötzlich auf, was bisher dank guter Renditen niemand bemerkt hatte: Die Lebenserwartung von Schweizerinnen und Schweizern wurde bisher massiv unterschätzt, schreibt Towers Watson in einer Medienmitteilung. Das bedeutet in der Konsequenz, dass Pensionskassen nicht genügend Rückstellungen haben, um die künftig anfallenden Renten bis zum Lebensende zu bezahlen. Weil die bereits gesprochenen Renten nicht gekürzt werden können, erfolgt deshalb auch in der 2. Säule immer stärker eine Umverteilung von Aktivversicherten zu Rentnern. Dringender Handlungsbedarf besteht sowohl bei Vorsorgeeinrichtungen als auch auf politischer Ebene, betont das Beratungsunternehmen.
Ein Blick in die Statistiken der letzten 40 Jahre zeige, dass die Lebenserwartung deutlich höher ist als angenommen und linear steigt. Statt um 1,1 Monate pro Jahr nimmt die Lebenserwartung in der Schweiz um 1,74 Monate pro Jahr zu. «Die durchschnittliche Lebenserwartung einer 65-jährigen Frau im Jahr 2030 kann bis zu 32.2 Jahre betragen statt 25.3 Jahre. Für die Differenz von fast sieben Jahren in diesem Beispiel verfügen die Pensionskassen aber nicht über genügend Rückstellungen. Bisher fiel der Fehler nicht weiter auf, weil der günstige Kapitalmarkt das Defizit aufwog, nun aber besteht dringender Handlungsbedarf», meint Peter Zanella, Leiter Retirement Solutions bei Towers Watson in Zürich.
Towers Watson hat ein stochastisches Sterblichkeitsmodell für die Schweiz entwickelt, das die potentielle Streuung der Lebenserwartung dank statistischer Methoden korrekt abbilden kann. Ein Blick über die Landesgrenzen zeigt, dass hier entsprechende Modelle bereits genutzt werden. «Wird jetzt nichts unternommen, müssen die Aktivversicherten die Renten im grösseren Ausmass querfinanzieren. Das entspricht weder der Generationengerechtigkeit noch ist das langfristig tragbar», warnt Ljudmila Bertschi, Pensionskassenexpertin bei Towers Watson.