SNAGHTML4923bd5Dieter Stohler, Direktor der Publica und langjähriger Geschäftsführer der Pensionskasse Basel-Stadt (PKBS), gab der Basler Zeitung ein Interview zum Thema Revision der Basler Pensionskasse. Stohler äussert sich nicht unerwartet sehr zurückhaltend über den von der Basler Regierung geplanten Schritt zurück in die Teilkapitalisierung, dass er den Schritt aber eher befremdlich findet, wird dennoch deutlich. Auszüge:

BaZ: Herr Stohler, was hält der Fachmann für öffentlich-rechtliche Vorsorgeeinrichtungen von einem Wechsel von der Voll- zur Teilkapitalisierung?
Dieter Stohler: Ein solcher Wechsel im Jahr 2013 oder noch später liegt sicher nicht im Interesse der «Erfinder » vom Bund. Das habe ich noch nie angetroffen. Die Vollkapitalisierung ist transparenter; sie verschiebt die Probleme nicht auf morgen. Je rentnerlastiger eine Kasse ist, desto zwingender ist die Vollkapitalisierung. Und die PKBS hat sehr viele Rentenbezüger. Die meisten Deutschschweizer Kantone sowie der Bund haben in den letzten Jahren auf Vollkapitalisierung umgestellt, pikanterweise ja auch Basel-Stadt.

Welche Risiken birgt die angestrebte Teilkapitalisierung?
Demografische Risiken: Teilkapitalisierung heisst auch Teilumlageverfahren. Das funktioniert nur, wenn für jene, die in Pension gehen, immer auch wieder gleich viele Junge nachrutschen. Die Lücke zwischen vorhandenem Kapital und versprochener Leistung wird immer grösser. Irgendwann muss sie gestopft werden. Das meine ich damit, Probleme in die Zukunft zu verschieben.

Sie würden anders handeln?
Als Manager einer Pensionskasse steht für mich nicht die absolute Höhe der Leistungen im Vordergrund, sondern Nachhaltigkeit und Transparenz. Und da gäbe es bekanntlich auch andere Ansätze …

Wie das Beitragsprimat anstelle des Leistungsprimats.
Was sind Vorteile? Für die Aktivversicherten kann die Kasse den Zinssatz auf den Sparkapitalien jährlich anpassen: in guten Jahren erhöhen, in schlechten senken. Falsch ist also nicht die Annahme, dass man im Beitragsprimat den Schwankungen des Finanzmarktes ausgesetzt sei. Falsch ist die Annahme, dass man sich im Leistungsprimat zurücklehnen könne. Insgesamt erweist sich das Beitragsprimat als transparenter.

Wäre nicht eine Teilkapitalisierung mit Wertschwankungsgarantie sogar sicherer und flexibler als eine Vollkapitalisierung ohne Staatsgarantie?
Das wäre meines Erachtens eine trügerische Sicherheit. Es geht ja auch um die Sicherheit des Arbeitgebers und Steuerzahlers und der Arbeitnehmer, nicht irgendwann wieder mit Sanierungsmassnahmen zur Kasse gebeten zu werden.

Wie würde eine Vollkapitalisierung mit Wechsel zum Beitragsprimat finanziert?
Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Der Wechsel zur Vollkapitalisierung schliesst Lücken der Teilkapitalisierung, sowohl was die Deckungspflicht als auch was die laufenden Beiträge anbelangt. Beim Wechsel von Leistungs- zu Beitragsprimat stellen sich Fragen des Besitzstandes. Dabei ist es üblich, den Arbeitnehmern, die kurz vor der Pensionierung stehen, die bisher kommunizierte Rentenhöhe zu gewähren. Das kostet in der Regel Geld, das Beitragsprimat als solches ist nicht teurer.

  Interview BaZ Kommentar Newsletter Nr. 249