Tages-Anzeiger Redaktor René Staubli empört sich über die vorgeschlagene Senkung des Mindestzinses. Ein Auszug aus dem Kommentar:

“Ärgerlich ist die Selbstverständlichkeit, mit der die Lohnempfänger einseitig zur Sanierung herangezogen werden, und das nicht zum ersten Mal. Zur Erinnerung: Von 1985 bis 2002 lag der Mindestzinssatz noch bei 4 Prozent (…). Dann platzte die Internetblase, und es begann das Zeitalter, in dem die globale Finanzindustrie Schäden anrichtete, welche mittlerweile die gesamte Weltwirtschaft bedrohen.

Im Kleinen, bei den Pensionskassen, kassieren allerlei Berater Honorare, Kickbacks, Gebühren und Courtagen. Die Kassenverwaltungs-, Vermögensverwaltungs-, Transaktions-, Beratungs- und versteckten Fondskosten sind eine weitläufige Dunkelkammer, die bis heute noch niemand ausgeleuchtet hat. Insgesamt versickern laut Studien jedes Jahr 4 Milliarden Franken zum Nachteil der Versicherten. Man könnte das Loch bei den Pensionskassen auch einmal von dieser Seite her stopfen.”

P.W. Ärgerlich ist der tiefe Zins gewiss, aber zu berücksichtigen ist der Realzins, und der war in den glücklichen 90er Jahren trotz 4% BVG-Mindestzins längerfristig negativ. Die Ökonomen sprechen von “Geldillusion”, unter der auch Staubli zu leiden scheint. Eine Senkung des Zinses lässt sich wohl kaum vermeiden, das ist aber noch keine Sanierung. Weil zu einer anständigen Empörung stets auch ein Schurke gehört, werden dazu ein weiteres Mal die Berater und Vermögensverwalter herangezogen. Staubli orientiert sich hier am Kolumnisten Strahm. Er hätte aber mit Vorteil (nicht zuletzt auch im Interesse der TA-Leser) die C-Alm Studie des BSV studiert. Die Vermögensverwaltung kostet Geld. Es versickert nicht einfach. Wie damit “Löcher gestopft” werden sollen, ist unerfindlich.

 Tages-Anzeiger