swisscantoDas Herbstgespräch von Swisscanto zu aktuellen Fragen der beruflichen Vorsorge fand im Zeichen der europäischen Staatsschuldenkrise und ihren kurz- und langfristigen Auswirkungen statt. Kurzfristig drücken der starke Schweizerfranken und die Verluste an den Aktienmärkten die Renditen, was die teilweise neu gebildeten Schwankungsreserven aufgebraucht hat. Längerfristig stellen die anhaltend rekordtiefen Zinsen aber die grössere Herausforderung dar, wie Swisscanto in einer Mitteilung festhält. Sie werden dazu führen, dass die für die Leistungssicherung notwendigen Sollrenditen wie in den vergangenen Jahren kaum erwirtschaftet werden können. Trotz dieser schwierigen Rahmenbedingungen wird von den Vorsorgeeinrichtungen erwartet, dass sie ihren Leistungsverpflichtungen nachkommen.

Jeannette Leuch, COO Complementa Investment-Controlling, zeigte auf, wo die Pensions­kassen Ende August bezüglich ihres Deckungsgrades standen. Die Daten basieren auf dem Complementa Risiko Check-up. Vermögensgewichtet beträgt der errechnete durchschnitt­liche Deckungsgrad per Ende August 2011 für alle Kassen 95 Prozent (privatrechtliche Kassen 100%, öffentlich-rechtliche Kassen 89%). Diese Zahl ergibt sich aus einer Hoch­rechnung der per Ende 2010 erhobenen Daten. Hätten die Kassen keine Währungsabsiche­rungen vorgenommen, läge der Deckungsgrad per Ende August 2011 bei 93 Prozent. Complementa geht für die Simulation davon aus, dass sich der Umfang der Absicherungen dieses Jahr im gleichen Rahmen bewegt wie 2010. Insgesamt, ohne die öffentlich-rechtli­chen Vorsorgeeinrichtungen mit Staatsgarantie, sind die Vorsorgeverpflichtungen per Ende 2010 gedeckt (durchschnittlicher Deckungsgrad >100%). Per Ende August 2011 ist jedoch von einer Unterdeckung auszugehen. Die durchschnittliche Sollrendite von 2,5% im Jahr 2010 konnte durch die Renditen im Jahr 2010 erwirtschaftet werden. Die höhere Sollrendite im Vergleich zu den Vorjahren 2008 und 2009 zeigt, dass Sanierungsmassnahmen aufgrund des guten Ergebnisses von 2009 reduziert werden konnten. Die durchschnittliche Rendite aller untersuchten Pensionskassen von 2,9% in 2010 kam zu Stande durch den hohen Umfang an Währungsabsicherung sowie eine gute Vermögensbewirtschaftung, die eine Überrendite im Vergleich zur Benchmark-Performance ergab.

Hanspeter Konrad, Direktor des Pensionskassenverbands ASIP, behandelte in seinem Referat die Strukturreform, welche mit der Verabschiedung der Verordnungen durch den Bundesrat auf der Gesetzgebungsstufe ihren Abschluss gefunden hat und jetzt von den Pensionskassen und Aufsichtsämtern praktisch umzusetzen ist. Einleitend betonte er angesichts des wirtschaftlichen und finanzpolitischen Umfeldes die Notwendigkeit einer Diskussions- und Kooperationsbereitschaft aller Beteiligten, welche von einer ehrlichen Sorgfalt für die nachhaltige Sicherung des Vorsorgesystems geprägt ist. Es braucht ein konstruktives Miteinander, einen Dialog zwischen allen Akteuren der beruflichen Vorsorge. Gemeinsame Sachpolitik ist gefragt!

Für die Pensionskassen von besonderer Wichtigkeit sind die Vorschriften betreffend Loyalität und Integrität zur Führung der Vorsorgeeinrichtungen. Da diesbezüglich in den vergangenen Jahren seitens der Pensionskassen beträchtliche Fortschritte gemacht wurden, dürften sich die Auswirkungen im Rahmen halten, zumal der Bundesrat die teilweise realitätsfremden Anforderungen aufgrund der Kritik im Vernehmlassungsverfahren auf ein vernünftiges Niveau reduziert hat.