imageDer Sonntagsblick befasst sich zum Thema Mindestzins 2012. Claudia Gnehm und Werner Vontobel schreiben: “Insgesamt drohen den Pensionskassen bis Ende Jahr Verluste von gut vier Prozent. Dennoch müssen sie den Versicherten zwei Prozent Mindestzins gutschreiben. Klar, dass jetzt das Feilschen um eben diesen Mindestzins anhebt. Die Gewerkschaft Unia als Vertreterin der Arbeitnehmer warnt vor «Panik» und will an zwei Prozent festhalten. Der Pensionskassenverband klagt ebenso entschieden, bereits die Hälfte der privatrechtlichen Pensionskassen befände sich in Unterdeckung ihr Kapital reicht also auch bei wohlwollender Berechnung nicht aus, um die Verpflichtungen abzudecken. Der Verband fordert deshalb eine Zinssenkung für nächstes Jahr. Die Formel, auf die sich der Bundesrat beim nächsten Mindestzins- Entscheid nächsten Monat stützen wird, ergibt einen Mindestzins von 1,5 Prozent, so wenig wie nie (Grafik). Ausgangspunkt der Berechnung ist die Durchschnittsrendite von siebenjährigen Bundesobligationen. Per Ende Juli liegt sie bei 2,09 Prozent. 30 Prozent von diesem Wert werden abgezogen, um Anlagerisiken zu berücksichtigen.

Um die gemessen am Kapitalertrag viel zu hohen laufenden Renten zahlen zu können, bräuchten die Pensionskassen mindestens 4,9 Prozent Ertrag. Letztlich stehen aber allen gegenwärtigen und künftigen Rentnern bloss die effektiv erwirtschafteten schwachen zwei Prozent zur Verfügung. Unter dem Strich heisst das, dass die Alten Jahr für Jahr von den Sparkapitalien der Jungen leben. Allein 2011 dürfte sich dieser Vermögenstransfer auf mindestens 30 Mrd. Franken belaufen. Mittelfristig dürften aber auch vermehrt Gelder bei bestehenden Renten abgezwackt werden. Sogar die Stiftung Abendrot, nicht gerade als offensive Rentenkürzerin bekannt, hält den Mindestzins von zwei Prozent nicht mehr für tragbar. Geschäftsleitungsmitglied Eva Zumbrunn: «Es ist schwierig, die Mindestzinsen weiter zu gewähren, wenn das angelegte Geld kaum mehr verzinst wird.»

Eine Kürzung des Umwandlungssatzes also geringere Renten könnte die Rentengelder vor der Kernschmelze bewahren. Allerdings ist das politisch hoch umstritten letztes Jahr fiel die Kürzung der Umwandlungssätze in der Abstimmung durch. Widerstand ist zu erwarten, wenn das Bundesamt für Sozialversicherung im Herbst den Bericht zur Zukunft der zweiten Säule vorlegt. Und doch ist klar: Nach weltweiten Verlusten an den Börsen ist ein Streichkonzert bei den Kassen unabdingbar.”

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