imageIn einen Interview mit Cash äusserte sich Werner Hertzog, Direktor der Bundespensionskasse Publica, zu Asset Management, dem Milizsystem, Umwandlungssatz, Mindestzins und seinem persönlichen Anlageportefeuille (Sparbüchlein). Ein Auszug:

Jetzt reden bei den Pensionskassen ja neuerdings auch die Stimmbürger drein. Wie schlimm ist das Nein zur Senkung des Umwandlungssatzes für Neurenten auf 6,4 Prozent bis 2016 für die Pensionskassen?
Die Leute, die das Referendum ergriffen hatten, machten dem Volk weiss, man könne etwas sehr Weitreichendes entscheiden. Doch das Volk hat nur über das Obligatorium entschieden. Der nun nicht gesenkte Umwandlungssatz betrifft nämlich nur die obligatorischen Leistungen. Im überobligatorischen Teil der Versicherung darf der Umwandlungssatz auch tiefer angesetzt werden. Publica etwa hat deshalb bereits heute einen gemischten Umwandlungssatz von 6,53 Prozent im Alter 65 und liegt damit unter den für 2010 vorgeschriebenen 7 Prozent für den obligatorischen Teil.

Das heisst, das ganze Theater um den Umwandlungssatz war eine Alibiübung?
Im Prinzip war es Unsinn, den Umwandlungssatz dem Volk vorzulegen. Es war aber auch Unsinn, dass das Parlament den Umwandlungssatz fürs Obligatorium festlegt. Die Leistungsziele im Beitragsprimat sind über die Beiträge zu steuern.

Wieso ändert man das Gesetz nicht?
Daran haben Parlamentarier kein Interesse. Mit dem Umwandlungssatz lässt sich wunderbar Politik machen. Zudem gibt sich auch die Politik der Illusion hin, etwas Wichtiges entscheiden zu können. Einige Politiker haben noch nicht gemerkt, dass viele Kassen via Überobligatorium einen Weg haben, die politischen Entscheide zu umgehen.

Was wäre die Alternative?
Das Beste wäre trotz allem, man würde die Verantwortung und die Haftung den paritätischen Organen der Pensionskassen überlassen. Die Verwendung eines realistischen technischen Zinssatzes, der richtigen Sterbetafeln und eines angemessenen Umwandlungssatzes sind grundlegend für die Stabilität einer Pensionskasse. Wenn die Grundlagen veraltet sind, werden systematische Verlustquellen geschaffen.

Wie viel Verlust macht die Publica wegen der veralteten Grundlagen?
Rund 90 Millionen Franken pro Jahr. Das ist zwar nicht viel im Vergleich mit unserer Bilanzsumme von rund 32,5 Milliarden Franken. Aber diese Verluste sind systematisch. Wir verlieren so jedes Jahr rund 0,3 bis 0,4 Prozent Deckungsgrad. Es kommt deswegen nicht sofort zum Chaos, dafür aber umso sicherer, wenn die Grundlagen nicht angepasst werden.

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