Die Schwankungsreserven der meisten Kassen sind dahin, die Mehrheit verfügt noch über einen Deckungsgrad von bestenfalls 100 Prozent. Der Pensionskassenverband Asip wird in den nächsten Tagen melden, gut die Hälfte der Kassen weise eine Unterdeckung auf. Unter dem Eindruck der tiefen Wirtschaftskrise beginnen jetzt viele Pensionskassen zu sanieren. Beispiel Avadis: Rund die Hälfte der zwanzig Kassen, die die Anlagestiftung betreut, haben für 2009 vorsorglich eine Nullverzinsung beschlossen, einige wollen nur 1 Prozent Zins zahlen, sagt Sprecher Beat Hügli. Nullverzinsung heisst: Das Sparkapital wird nicht verzinst, der vom Bundesrat beschlossene Minimalzins nicht vergütet, schreibt die Berner Zeitung.

Das ist legal und kann so vom Stiftungsrat beschlossen werden. Es heisst aber: Die Sanierung geht voll zulasten der Arbeitnehmenden. Arbeitgeber und Rentner bezahlen nichts. Asip-Direktor Hanspeter Konrad rät Stiftungsräten, bei der Sanierung Augenmass zu bewahren. Auf dem Massnahmenkatalog zuoberst stehe eine vorsorgliche Nullzinsrunde für das laufende Jahr. Wenn sich die Lage verschlimmere, werden Sanierungsbeiträge von Arbeitnehmern und Arbeitgebern fällig. Man könne jetzt aber auch den Bezug für Wohneigentum einschränken und die Beitragsreserven des Arbeitgebers auflösen.

Dass die Kassen im Vergleich zu 2002/03 früher mit der Sanierung beginnen, bestätigt Colette Nova, Pensionskassenspezialistin beim Gewerkschaftsbund. Das sei gut, solange diese Massnahmen verhältnismässig seien und nicht allein auf Kosten der Arbeitnehmenden gingen.

Dass die Arbeitgeber vom Gesetz her nur einen Sanierungseffort leisten müssen, wenn die Versicherten Sanierungsbeiträge zahlen, macht laut Nova Sinn. Sonst könnten die Arbeitgeber bei Überdeckung Gelder aus der Kasse ziehen, wie dies in den USA geschehen ist. Aber: «Zum Schweizer Konzept der beruflichen Vorsorge gehört auch, dass Unternehmen freiwillig einen Beitrag an die Sanierung der Kasse leisten, wenn sie dazu in der Lage sind.» Das System basiere letztlich auf der Solidarität zwischen den Sozialpartnern.

Berner Zeitung