Kurt Speck interviewte für die Schweizer Bank Veronica Weisser, Vorsorgespezialistin bei der UBS zu Fragen der Altersvorsorge. Auszüge:

Wie gesund präsentiert sich heute das Schweizer Vorsorgemodell?
Auf einer Skala von eins bis zehn gebe ich dem Schweizer System eine sechs. Das Fundament des Vorsorgemodells ist ausgezeichnet. Jede einzelne Säule hat eine andere Stärke und zusammen könnten und müssten diese Säulen eigentlich ein stabiles System ergeben. Solange es in der 1. Säule genügend Nachkommen gibt, ist eine gewisse AHV-Rente im Umlageverfahren finanzierbar. Die 2. Säule ist robust, wenn beispielsweise die Geburtenrate fällt, aber die Kapitalmärkte gut laufen. Die 3. Säule ist weder von den Nachkommen, noch von der Verzinsung in der beruflichen Vorsorge abhängig, sondern vom Antrieb, individuell und steuerbegünstigt zu sparen und zu investieren.

Aber wir haben es verpasst, dynamische Elemente einzubauen, die es dem System ermöglichen, sich laufend an die sich ändernden gesellschaftlichen Realitäten anzupassen. Das aktuelle System war ausgezeichnet für die Nachkriegszeit geeignet. Für die Zukunft ist es durch die eigene Rigidität – etwa fixes Rentenalter, fixer Umwandlungssatz – gefesselt und rast ohne Reformen in die Zahlungsunfähigkeit.

Nach der Ablehnung des Reformprojekts «Altersvorsorge 2020» durch das Stimmvolk soll nun in einem ersten Schritt die AHV saniert werden. Was braucht es, um das staatliche Vorsorgewerk aus der massiven Unterfinanzierung herauszuführen?
Das Loch in der AHV ist gigantisch: Langfristig fehlen rund 1000 Milliarden Franken. Nur dank dem AHV-Ausgleichsfonds können die heutigen Renten bezahlt werden, denn die laufenden Einnahmen sind niedriger als die Ausgaben.

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