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Chart des 2017er Bonds (RZD17) von Russion Railways, Quelle SIX

Das Finanzportal tippinpoint berichtet über die Verluste der Publica mit russischen Anleihen:

Es ist ein Desaster, das sich derzeit auf dem Schweizer Bondmarkt abspielt. Die Schuldpapiere von russischen Grosskonzernen, die auf dem Schweizer Markt Geld aufgenommen haben, sind in den letzten Tagen regelrecht kollabiert. Die Papiere haben bis zu 80 Prozent und mehr ihres Werts verloren.

Gemäss Datenbank der Börsenbetreiberin SIX ist Energieriese Gazprom der grösste Anleihen-Emittent auf dem Schweizer Markt. Das weltweit grösste Gasförderunternehmen hat in den letzten Jahren drei Anleihen im Umfang von 1,75 Milliarden Franken begeben – je zwei Bonds über 500 Millionen Franken und einen über 750 Millionen Franken.

Ein anderer russischer Grossemittent ist die staatliche Eisenbahngesellschaft Russian Railways. Sie hat seit 2017 insgesamt fünf Anleihen im Gesamtvolumen von 1,4 Milliarden Franken auf den Schweizer Markt gebracht.

Mindestens zwei andere russische Gesellschaften haben sich ebenfalls in der Schweiz verschuldet, es ist dies die VTB Bank mit einem Bond über 350 Millionen Franken sowie die Alfa Holding, die 165 Millionen Franken aufgenommen hat.

Allein die vier Firmen haben total über 3,6 Milliarden Franken ausstehend in der Schweiz. Möglicherweise gibt es noch weitere russische Unternehmen. Normalerweise nehmen Firmen Kapital im eigenen Land und in der Landeswährung auf. Russische Firmen also in Russland und in Rubel. Es kann jedoch für Gläubiger und Schuldner attraktiv sein, Schulden in einem anderen Land und in einer anderen Währung zu machen. Die Bonds wurden meist von UBS oder der Credit Suisse zusammen mit russischen Banken platziert.

In den letzten Tagen kam es zu regelrechten Panikverkäufen. Wie in solchen Situationen üblich, frieren die Märkte schnell ein. Dass etwas aus den Fugen geraten ist, zeigt sich auch am riesigen Spread zwischen Geld- und Briefkurs. Also zwischen dem Preis, den Anleger für die Anleihen haben wollen und dem Preis, der ihnen geboten wird. Zum Teil klafft eine Lücke von 20 Prozentpunkten.

Zu den Verlusten bei der Publica wird ausgeführt:

Die Pensionskasse Publica, bei der über 100’000 Staatsangestellte und Rentenbezüger angeschlossen sind, muss mit einem hohen Verlust auf ihren Russland-Investitionen rechnen. Wie Patrick Uelfeti, der stellvertretende Leiter des Asset Managements, gegenüber Tippinpoint erklärt, habe die Pensionskasse Publica “weniger als 0,5 Prozent ihres Anlagevermögens in Aktien und Anleihen” mit russischem Bezug angelegt.

“Total sind es Anlagen im Umfang von 170 Millionen Franken”, sagt Uelfeti. Der grössere Teil davon seien Anleihen; der kleinere Teil sei in Aktien von Unternehmen investiert, die vom russischen Staat kontrolliert werden. Uelfeti nennt beispielsweise die beiden Banken VTB und Sberbank, die auf die Sanktionslisten westlicher Regierungen geraten sind. Publica ist auch bei staatlich kontrollierten Energiekonzernen wie Gazprom und Rosneft engagiert. Bei den Bonds handelt es sich laut Uelfeti vor allem um russische Staatsanleihen.

Wie viel die Vermögenswerte heute noch wert seien, könne man nicht sagen, da es für sie wegen der Sanktionen momentan keinen Markt mehr gebe und die Börse in Moskau am Montag geschlossen blieb, sagt Uelfeti. Bereits letzte Woche, als die Sanktionen noch nicht griffen, sind die Märkte zum Teil schon illiquid geworden.

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