imageProfessor Olaf Meyer, Präsident der Sammelstiftung Profond, erläutert im cash-Interview die Probleme der Pensionskassen, warum er lieber auf Aktien setzt und weshalb Profond an den GV gegen Vergütungsberichte stimmt. Auszüge:

cash: Herr Professor Meyer, die anhaltend tiefen Zinsen haben viele Institutionelle und Privatanleger satt. Sie auch?
Prof. Meyer: Aus der Sicht eines Pensionskassen-Verantwortlichen bin ich ganz klar Kritiker der Tiefzinspolitik der Notenbanken weltweit. Denn für all jene, die Gelder anlegen wollen, sind die tiefen Zinsen eine Art Steuer. Nur dadurch, dass die Zentralbanken als zusätzliche Käufer auftreten, können die Zinsen künstlich tief gehalten werden Gerade für die Pensionskassen ist dies besonders bitter, weil dies sich negativ auf ihr Ergebnis auswirkt.

Dafür steigen die Aktienpreise. Profond ist für ihre relativ hohe Aktienquote bekannt.
Unser Aktienanteil beträgt etwa 60 Prozent, was im Vergleich zu anderen Pensionskassen eher hoch ist. Allerdings ist die Quote auch durch den positiven Verlauf der Börsen zustande gekommen.

Entsprechend viel Risiko laden Sie sich damit auf.
Aktie ist nicht gleich Aktie. Man kann auch risikoarm in Aktien investieren, indem man Papiere mit relativ geringen Schwankungen, also einem tiefen Beta und stabilen Dividenden kauft. Nehmen Sie zum Beispiel eine Nestlé oder eine Swisscom. Beide Titel sind nicht sehr volatil und zahlen eine ansprechende sowie stabile Dividende. Wir sind auch in Kantonalbanken investiert, die in stabilen Märkten tätig sind.

Aber wenn ein Aktiencrash kommt, stehen ihre Kunden im Regen.
Unsere Anlagestrategie ist natürlich anfällig auf Wertschwankungen, dem ist so. Der Kunde muss sich fragen: Kann ich mit diesen Wertschwankungen leben oder nicht? Aber die umgekehrte Frage wird selten gestellt: Kann ich mit wenig Rendite leben oder nicht? Ich bin überzeugt, dass Aktien auf lange Frist besser performen als Anleihen. Und die Mindestverzinsung für den Arbeitnehmer ist ja garantiert, egal ob die Aktienquote hoch oder tief ist.

Im letzten Jahr gaben sie den Aktiven und den Pensionären 3,5 Prozent Zins und dies für den obligatorischen und überobligatorischen Bereich. Dies ist in Vergleich zu anderen Pensionskassen überdurchschnittlich.
In früheren Jahren haben wir auch schon neun Prozent vergütet. Die 3,5 Prozent Zins sind derzeit das Maximum, das wir zahlen können, weil unsere Wertschwankungsreserven noch nicht gänzlich aufgefüllt sind. Diese betragen derzeit sechs Prozent, unser Zielwert liegt aber bei zehn Prozent.

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