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In einem Interview mit dem Landboten kommentiert Thomas Gerber, Leben-Chef der Axa, die Pläne des Bundesrates im Rahmen der “Altersvorsorge 2020” sowie die Vorwürfe von Gewerkschaften, die Versicherer verdienten zuviel an der 2. Säule. Auszüge:

Die Politik hat die Lebensversicherer unter Beschuss genommen. Die Risikoprämien für Invalidität und Tod, die man den Angestellten vom Lohn abzieht, seien überhöht, heisst es. Mit anderen Worten: Versicherungen wie die Axa schröpfen die Angestellten und machen selbst den grossen Reibach.
Thomas Gerber: Das trifft nicht zu. Viele Behauptungen zum Geschäft mit der zweiten Säule sind falsch. Leider sind auch widersprüchliche Zahlen in Umlauf gebracht worden.

Wie das? Es ist doch eine Milchbüchleinrechnung: Laut Finma zahlten die Versicherungen letztes Jahr 1,4 Milliarden an IV- und Hinterbliebenenrenten aus. Eingenommen haben sie 2,8 Milliarden. Macht einen Gewinn von 1,4 Milliarden für die Versicherungen.
Das stimmt eben nicht. In dieser Rechnung fehlen die Rückstellungen und die Zuweisungen an den Überschussfonds. Dies sind Gelder, die nicht bei uns Versicherern bleiben, sondern an die Versicherten zurückfliessen. Die Versicherungen zahlen ja nicht nur während eines Jahres Geld an IV-Rentner und Angehörige verstorbener Angestellter aus, sie müssen auch Rückstellungen für die Renten dieser Personen in den folgenden Jahren bilden. Ein IV-Rentner erhält unter Umständen 20 oder 30 Jahre oder noch länger eine Rente. Im Überschussfonds wird der den Versicherten zugewiesene Teil des erwirtschafteten Jahresüberschusses aufbewahrt. Dieses Geld geht innerhalb von fünf Jahren an die Versicherten zurück.

Wie hoch ist denn der Gewinn der Versicherungen im Risikogeschäft? Im letzten Jahr haben die Versicherer 430 Millionen Franken den genannten Rückstellungen zugeführt, und es sind 550 Millionen in den erwähnten Überschussfonds geflossen. Den Versicherern blieben aus dem Risikoprozess also nicht 1,4 Milliarden, sondern 420 Millionen Franken als Bruttomarge.
420 Millionen allein bei den Risikoprämien … Sie müssen beachten, dass dieser Betrag keinen Unternehmensgewinn darstellt, sondern eine Bruttomarge. Sinnvoll ist es eigentlich nur, das Gesamtergebnis einer Versicherung in der zweiten Säule zu betrachten, also die Bereiche Altersrenten sowie IV- und Hinterbliebenenrenten und die Kosten zusammen. Alles andere ist irreführend. Letztes Jahr haben die Versicherungen nach Steuern etwa 500 Millionen Franken in der zweiten Säule verdient. Bei einem massgebenden Umsatz von 7,7 Milliarden ergibt das eine Marge von 6,5 Prozent. Das ist keineswegs überrissen.

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