“Immer mehr Schweizer plündern für den Hauskauf ihre Pensionskasse. Sinken die Immobilienpreise, ist oftmals ein schöner Teil des Vorsorgegelds weg” schreibt die Handelszeitung und geht auf die Gefahren der Wohneigentumsförderung mit Mitteln der 2. Säule ein. “Trotz hoher Risiken liegt der Vorbezug im Trend. Über die letzten Jahre haben sowohl die vorbezogenen Gelder als auch die Zahl der Bezüge zugenommen. Für das laufende Jahr liegen noch keine gesamtschweizerische Zahlen vor. Bei der Publica zeigt sich jedoch zum Beispiel, dass die Popularität ungebrochen ist: Allein in diesem Jahr wurden bei der Pensionskasse des Bundes mit ihren rund 55 000 Versicherten bis jetzt 424 Vorbezüge geltend gemacht, was dem Durchschnitt der Vorjahre entspricht”.

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“In der langfristigen Statistik zeigt sich auch ein weiterer Pferdefuss der Vorbezugsregelung: Von der Möglichkeit machen die Schweizer freigiebig Gebrauch. Das Wiederansparen vernachlässigen die Versicherten dagegen sträflich. Dem Total von 3 Milliarden Franken an Bezügen im Jahr 2009 stehen Rückzahlungen von gerade 259 Millionen gegenüber.”

“Nach der Schätzung von Experten ist heute schon bei jeder zweiten Handänderung von Wohneigentum Pensionskassengeld im Spiel. Stefan Rohner, Notar in Niederglatt ZH, spricht von einer «Zeitbombe». Denn bei schlechterer Konjunkturlage oder höheren Zinsen sei mit weitreichenden Konsequenzen zu rechnen. «Offen ist die Frage, was mit den Eigenheimkäufern geschieht, die ihr Heim aufgeben müssen, etwa im Fall von Konkursen, Scheidungen oder Arbeitslosigkeit.»

“Im Kreis der Pensionskassen ist der Unmut über diese international einmalige Form der Wohneigentumsförderung bereits gross wegen der Risiken, aber auch wegen des damit verbundenen Aufwands. Herbert Brändli von der Sammelstiftung Profond sagt: «Es ist eine völlig artfremde zusätzliche Aufgabe, welche die Politik den Pensionskassen aufgebürdet hat.» Schon allein die ganze Abwicklung der Dossiers mit Prüfung, Eintragungen im Grundbuch, Informationspflicht gegenüber Versicherten und so weiter beschert den Vorsorgeeinrichtungen viele zusätzliche Arbeitsstunden. Der Pensionskassenverband Asip hat deshalb bereits im Jahr 2007 vorgeschlagen, diese Form der Wohneigentumsförderung ganz einfach zu streichen.”

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