Beobachter: Sie sind 60. Wie sieht Ihre persönliche Altersvorsorge aus?
Martin Janssen: Ich habe eine eigene Firma und werde so lange arbeiten, wie ich kann. In der zweiten Säule bin ich nur obligatorisch versichert. Warum? Weil AHV und BVG im Prinzip der Volksabstimmung ­unterstehen – und die Renten letztlich vom Volkswillen abhängen. Das Volk könnte ja auch entscheiden, das Kapital der zweiten Säule umzuverteilen. Wir stehen mitten in diesem Prozess.

Beobachter: Jetzt malen Sie aber ganz schwarz.
Janssen: Überhaupt nicht. Die meisten Pensionskassen versprechen heute eine Rente auf der Basis einer fünfprozentigen Verzinsung des Sparkapitals. Das ist nur machbar, wenn man das Geld fast zu 100 Prozent in Aktien anlegt. Das birgt hohe Risiken. Und die tragen ausschliesslich die Erwerbstätigen und die Arbeitgeber.

Beobachter: Profitieren also die Rentner auf Kosten der Erwerbstätigen?
Janssen: Es wird im grossen Stil umverteilt. Die neu gesprochenen Renten sind heute um 30 bis 40 Prozent zu hoch. Das Vorsorgesystem wird so ausgehöhlt. Ausser es gibt hohe ­Inflation. Dann werden um­gekehrt alle Rentner schrittweise enteignet, weil ihre Rente jedes Jahr weniger wert wird.

Interview Janssen im Beobachter