imagepw. Das Thema freie PK-Wahl kommt und geht. Jérôme Cossandey (Avenir Suisse) greift es gegen den Trend jetzt wieder auf. In einem Interview mit Cash erklärt er die Vorteile aus seiner Sicht. Dass die Trennung von Firma und Kasse wahrscheinlich zu einem Leistungsabbau auf breiter Front führen könnte, sieht er nicht. Auch nicht, dass die neuen Kassen, welche ihre Destinatäre auf dem freien Markt akquirieren müssten, mindestens so strengen Sicherheitsanforderungen genügen müssten wie heute die Assekuranz in der Kollektivversicherung. Denn pleite dürfte eine solche Kasse unter keinen Umständen gehen. Vorteile liessen sich m.E. nur erkennen für Versicherte, deren Vorsorge jetzt im Rahmen einer Vollversicherung stattfindet. Dass von Arbeitnehmerseite schon längerem keine Forderung nach der freien PK-Wahl mehr erhoben wird, spricht Bände. Auszüge aus dem Interview.

In einem Beitrag für Avenir Suisse fordern Sie nun unter anderem die Einführung einer freien Pensionskassenwahl für die Versicherten. Welche Idee steckt dahinter?
Wir leben in einer Gesellschaft, die immer stärker durch individualisierte Lebensläufe charakterisiert wird. Die Leute wechseln viel öfter als früher ihre Jobs, aber auch die Arbeitgeber sind viel mobiler geworden. Das zeigt sich in der zunehmenden Zahl an Firmengründungen, Konkursen und Fusionen. Man arbeitet vielleicht auch nicht mehr 100 Prozent, sondern ist bei mehreren Arbeitgebern angestellt oder gar teilweise selbstständig.

Und deshalb soll man seine Pensionskasse selbst wählen können?
Die Vorstellung, dass nur mein Arbeitgeber zu meiner Altersvorsorge schaut, ist nicht mehr zeitgemäss. Nach unserem Vorschlag sammelt man bei mehreren Arbeitgebern seine Beiträge für die berufliche Vorsorge und transferiert sie zur eigenen Pensionskasse. Hinzu kommt: Befindet sich die PK in Unterdeckung (wenn nicht alle Verpflichtungen durch das Vorsorgevermögen gedeckt sind, Anm. d. Red.) und wird ein Teil der Firma geschlossen, verliert man den Job und man muss Verluste in der PK realisieren. Mit der freien PK-Wahl könnte man immerhin das Kapital noch bei der alten Kasse behalten und die Sanierung abwarten.

Rentenreformen haben es schwer an der Abstimmungsurne. Wie schätzen Sie die Chancen für Ihren Vorschlag ein?
Die letzte Vorsorge-Abstimmung hat gezeigt, dass die Politik grosse Mühe hat, eine Antwort auf das Problem der finanziellen Nachhaltigkeit zu geben. Deshalb wird sich die nächste Reform wohl wieder auf den Umwandlungssatz fokussieren. Aber wir leben in Bezug auf die Vorsorge immer noch in den 1970er Jahren. Obwohl die Modernisierung der Gesellschaft im aktuellen Vorsorgesystem zu wenig berücksichtigt wird, wird die freie PK-Wahl in der nächsten Legislatur kaum ein Thema sein. Da bleibe ich realistisch.

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