Avadis und PPCmetrics haben an einer Ausbildungsveranstaltung für Stiftungsräte die vieldiskutierten Themen variable Renten und Strategiewahl zum Thema gemacht. Jérôme Cosandey von Avenir Suisse umriss die aktuelle Situation der BV und die Einschätzung durch den Think Tank. Seine Schlussfolgerung: die Standard-Biographie gibt es nicht mehr, mehr Flexibilität auch auf Seite der Pensionskassen ist notwendig, um den Bedürfnissen der Versicherten gerecht zu werden. Die “Altersvorsorge 2020” ist ambitiös. nicht zuletzt in ihrem Zeitplan, die Kassen sollten deshalb schon heute ihren Spielraum vermehrt ausnützen.
Lukas Riesen (PPCmetrics) betrachtete die Frage aus Sicht des Risikomanagements. Seine zentrale Aussage: die fixe Rente bietet den Versicherten eine Garantie, die nicht gratis zu haben ist. Die Einführung der Variabilität macht hingegen aus den Rentnern Risikoträger. Das entlastet die Aktiven und den Arbeitgeber und trägt zur Stabilisierung der Kasse bei. Andererseits erfordern fixe Renten eine risikoarme Finanzierung oder Dritte als Risikoträger. Der Abbau von Risiken bildet eine Verringerung der Kosten, die wiederum den Destinatären zugute kommt.
Dass variable Renten nicht einfach zu haben sind, stellte Olivier Deprez fest. Zum Lösen aktueller Probleme sind sie nicht geeignet, da bestehende Renten nicht einbezogen werden können. Nach zehn Jahren sind erst rund 40% eines Rentnerbestandes erfasst, beim Rentnerdeckungskapital geht es allerdings schneller. Zu klären sind bei der Einführung variabler Renten zahlreiche Fragen. Welche Risiken sollen abgetreten werden, nach welchen Grundsätzen ist die Umverteilung unter den Rentnern zu regeln, wie ist der Deckungsgrad festzulegen, falls er ausschlaggebend ist für die Rentenhöhe? Zusätzlich muss gesichert sein, dass die BVG-Minimalrente immer erreicht wird und schliesslich ist zu überlegen, wie allenfalls ein Rentnerbestand unter diesen Umständen zu bewerten ist und wie er zu übertragen wäre. Deprez gab auch zu bedenken, dass bei mehrfachen und längeren Verminderungen der Rente das System rasch unpopulär werden könnte.
Insgesamt erkannten die Referenten die Vorteile von flexiblen Renten, hatten jedoch auch ihre Vorbehalte. Deutlich wurde, dass die Frage mit mehr Seriosität anzugehen ist als es der SGB gegenwärtig tut, der mit dem Boulevard-Jargon von der “Wackelrente” blosse Polemik betreibt.