imageGerhard Schwarz, bis vor 100 Tagen Leiter der NZZ-Wirtschaftsredaktion und jetzt Direktor von avenir suisse, hat sich in einem Interview zu Themen der Vorsorge geäussert. Dabei nahm er auch Bezug auf das kürzlich erschiene Positionspapier von avenir suisse und die mit dem falschen Umwandlungssatz verbundene Umverteilung.

“Warum ist dieses Thema vordringlich?
Wir müssen uns der Diskussion stellen. Wir können nicht unsere Altersvorsorge darauf aufbauen, dass die die noch gar nicht geboren oder noch im Kindsalter sind, in Zukunft einen immer grösseren Teil ihres Lohnes abgeben müssen und das ohne diese zu fragen. Das ist moralisch fragwürdig und auch ökonomisch untragbar. So gesehen ist die 2 Säule das unsozialste Sozialwerk überhaupt

Sind Sie gegen jede Umverteilung?
Nein. Es braucht soziale Umverteilung. Aber sie ist aus meiner Sicht nur akzeptabel, wenn sie sehr transparent ist. Und bitte nicht über alle möglichen Kanäle. Das ist das Grauenhafte. In der AHV ist Umverteilung, in der 2 Säule, im Verkehr, in der Kultur. Eine vernünftige Sozialpolitik ist eine mit Preisschildern. Damit man sieht, was alles drin ist. Als Liberaler würde ich zudem noch viel stärker auf freiwillige Umverteilung setzen. Ich halte diese für die moralisch Wertvollere

Wieso?
Wir müssen mit dem Anspruchsdenken aufhören. Der Umwandlungssatz und die Mindestverzinsung in der 2 Säule sind beide ein Unsinn. Was ich im Alter konsumiere ist davon abhängig, was ich vorher angespart habe. Private Wohltätigkeit leistet hingegen in diesem Land enorm viel. Wahrscheinlich reicht es nicht ganz. Deshalb muss man einen Teil staatlich umverteilen.

Avenir Suisse schlägt auch eine Flexibilisierung des Rentenalters vor. Welches Problem löst das?
Wir werden nun in Europa eine sukzessive Anhebung des Rentenalters erleben. Dänemark hob seines jüngst auf 71 Jahre an. Stellen Sie sich den politischen Aufschrei bei uns vor. Im Sinne der Eigenverantwortung und Individualisierung schlagen wir dagegen eine Flexibilisierung des Rentenalters vor.

Wie soll das funktionieren?
Die Leute sollen so lange arbeiten können wie sie sich fit fühlen. Ihre Rente ist abhängig von den Beiträgen, die sie geleistet haben. Es braucht nur eine allgemeine Grundsicherung, dafür braucht es einen Grundbeitrag.

 Artikel Sonntag