AWP Soziale Sicherheit hat Françoise Bruderer, Geschäftsführerin der Pensionskasse Post, zu Themen ihrer Kasse wie auch allgemeinen Vorsorgeproblemen befragt. Zur Sprache kamen auch die Umverteilung und variable Rentenmodelle.
Wie geht die Pensionskasse Post mit der Umverteilung von Aktiven zu Rentnern um?
Die Umverteilung bei der PK Post ist seit längerem bekannt und beschäftigt uns. Dies deshalb, weil die Umverteilung systemwidrig und daher unfair ist. Im August 2013 konnten wir den technischen Zins von 3,5 auf 3 Prozent senken. Damit verringert sich die Umverteilung.
Sind Sie damit zufrieden?
Nein, denn die Umverteilung von den Aktiven zu den Rentnern besteht immer noch. Ganz eliminieren kön nen wir diese nicht, solange der Umwandlungssatz und der technische Zins politisch bestimmt werden.
Ist die Solidarität zwischen den Generationen nicht Teil des Generationenvertrags der 2. Säule?
Natürlich beinhaltet der Generationenvertrag auch eine Solidaritätskomponente. Wir müssen uns aber über das Ausmass der Solidarität im Klaren sein und die Grenzen transparent definieren.
Wo liegen diese Grenzen?
Das Ausmass der Umverteilung zeigt sich wie folgt: die Aktiven haben seit dem Primatwechsel pro Jahr rund 2 Prozentpunkte weniger Zins erhalten als die Rentner.
Ist dass Pensionskassen-Modell schlecht?
System. Dennoch: Die Spielregeln müssen eingehalten werden. Eine Ungleichbehandlung bei der Verzinsung ist nur mittelfristig akzeptabel. Die Zinsdiskrepanz ist langfristig auszugleichen.
Bleibt also die Zinswende abzuwarten?
Es zeichnet sich nicht ab, dass diese Umverteilung mittelfristig abnimmt. Deshalb müssten weitere Massnahmen ergriffen werden, um dieser Ungerechtigkeit entgegen zu wirken.
Halten Sie die Einführung eines variablen Rentenmodells für eine gute Massnahme?
Auf dem heutigen Niveau ist die Einführung eines variablen Rentenmodells ein Trugschluss. Ein Modell muss klar, transparent und einfach bleiben. Sagt man dem Versicherten, seine Rente liege bei 100, könne aber zwischen 90 und über 100 Prozent variieren, wird er sich immer an dieser Zielrente von 100 Prozent orientieren. Kurz- bis mittelfristig werden es aber eher 90 Prozent sein. Ehrlicher ist es, direkt zu kommunizieren, dass aufgrund der demographischen Situation und der unsicheren Finanzmarktlage der Umwandlungssatz gesenkt werden muss. Das ist der schwierigere, aber richtige Weg. Erzielt die Pensionskasse gute Renditen, kann sie stets auch an Rentner Geld verteilen.