HZ. Der SNB-Kassazinssatz, der sich aus der Durchschnittsrendite für zehnjährige Bundesanleihen berechnet, notierte am Montag 10.1.22 mit +0,066 Prozent erstmals seit dem 26. November 2018 wieder positiv. Und auch die zehnjährige Benchmarkanleihe der Eidgenossenschaft rentiert knapp im Plus. Die Renditen der kürzeren Laufzeiten sind aber zum Teil noch deutlich im Minus.
Zinsen
Das Ende der Nullzinsen?
Die FuW schreibt zu den Zinsaussichten auf den Kapitalmärkten:
Die Märkte für Staatsanleihen stehen vor einer wichtigen Richtungsentscheidung. Bei der Verzinsung von Obligationen der Eidgenossenschaft oder des deutschen Bundes mit längeren Laufzeiten rückt nach Monaten im Minus die Schwelle von 0% in den Blick der Anleger. Zugleich bewerten Investoren derzeit ihre Aussichten auf die Geldpolitik der Notenbanken neu, was vor allem auf die steigenden Inflationserwartungen zurückgeht.
Wenn keine Konjunktureinbrüche dazwischenkommen, müssen sich Anleger in der Schweiz wohl weiterhin auf steigende Zinsen bei Hypotheken und anderen Krediten einstellen. Im Oktober sind die Richtsätze für zehnjährige Immobiliendarlehen bereits auf den höchsten Stand seit Anfang 2019 gestiegen, wie eine Auswertung der FuW von dieser Woche ergab.
So rechnen jetzt weniger Schweizer Banken mit einer negativen Verzinsung zehnjähriger Bundesobligationen. Aus der Quartalsumfrage der FuW geht hervor, dass nur noch zwei von sieben Geldhäusern eine negative Rendite auf Jahressicht vorhersagen, im Juli waren es noch vier. Auf Sicht von drei Monaten erwarten jetzt bereits zwei Banken keine Negativzinsen mehr. Die Fachleute gehen aber bislang nur von verhalten steigenden Zinsen aus (vgl. Tabelle).
PPCmetrics: Zins- und Inflationsrisiken
Das Thema Inflation steht aktuell im Fokus. Eine aktuelle Präsentation von PPCmetrics beleuchtet die ökonomischen Zusammenhänge und die historischen sowie heutigen Zins- und Inflationsrisiken. Weiter zeigt sie auf, inwiefern Schweizer Pensionskassen von Zins- und Inflationsrisiken betroffen bzw. in welchem Ausmass solche Risiken für sie tragbar sind. Als Einschätzung wird zusammenfassend festgehalten:
- Die Realzinsen sinken bereits seit Jahrhunderten und sind aktuell negativ.
- Die aktuellen Marktwerte reflektieren auch zukünftig tiefe nominelle und reale Zinsen sowie tiefe (wenn auch leicht steigende) Inflationsraten.
- In der Vergangenheit waren starke Verschiebungen in den Realzinsen fast immer die Folge von überraschenden Ereignissen wie Krisen und Kriegen, welche zu einem starken Anstieg der Kapitalnachfrage geführt haben.
- Gleiches gilt für inflationäre Schocks, welche praktisch immer die Konsequenz eines monetären Kontrollverlusts waren.
- Gegenwärtig rechnen die Marktteilnehmer im Durchschnitt weder mit einem inflationären Schock noch einem starken Anstieg der Realzinsen.
- Insofern werden stark steigende Zinsen aktuell vom Markt als eher unwahrscheinlich erachtet, können aber nicht ausgeschlossen werden.
Zinsniveau – Tiefer für immer?
Christian Dreyer nimmt eine Forschungsarbeit der Bank of England über die Entwicklung der globalen Realzinsen über die letzten 700 Jahre zum Ausgangspunkt seiner Überlegungen zur Frage, ob die aktuelle Situation als Anomalie eine Ausnahme darstellt oder nicht vielmehr im Rahmen eines säkularen Trends liegt. Die obige Grafik gibt bereits eine erste Antwort.
Sein Fazit: “Wir dürfen die Zukunft der Altersvorsorge nicht in der Hoffnung aufs Spiel setzen, dass die Zinsen bald wieder auf ein «normales» Niveau zurückkehren. Ein solches Niveau gibt es nicht. Wenn der Zins tatsächlich das Mass von Knappheit oder Überfluss des Kapitals darstellt, so sind wir über die Jahrhunderte einen weiten Weg hin zum Überfluss gewandert. Vielleicht wird es ja tatsächlich bald so sein, dass Kapital für sich allein keine Rente mehr verdient, sondern nur noch sein kreativer Einsatz. Es wird schwieriger, Kapitalist zu sein.”
«Inflation is Totally Out of the Control of Central Banks»
Eugene Fama, Nobel laureate and Professor of Finance at the University of Chicago, doesn’t believe in a stock market bubble. But he is worried about the high levels of government debt. He warns that investors could stop perceiving government bonds as risk-free. A conversation with the «father of modern finance» on The Market. Excerpts:
Professor Fama, the efficient market hypothesis has revolutionized the way people invest. What goes through your mind when you look at the wild swings the stock market made this year?
The market seems pretty good. It held up even though the economy is deep in the bucket. This is a good example of how forward looking the market really is: It’s looking past what we are going through now, and it’s saying that the future doesn’t look that bad.
Do you think that’s the correct assumption?
If I could forecast, I wouldn’t be a professor.
Still, since the crash in February/March, we basically went from 1929 to 1999 in just a few months. What are the chances stocks are in a bubble?
Bubbles are things people see in hindsight. They don’t identify them in advance. Sure, you can look at the behavior of prices, and you may be able to identify cases where they are too high. But if you only look back and say: «Oh, stocks went down a lot, so that was a bubble», then that’s 20/20 hindsight. At the time, there was no evidence that there was a bubble.
SNB: Zinssenkung?
Finews schreibt über die Aussichten der Negativzinspolitik der Nationalbank:
Mittlerweile scheint klar, dass der Markt nicht mehr mit einer Zinserhöhung rechnen darf, sondern sich sogar auf eine weitere Senkung gefasst machen sollte. Die einflussreichen Ökonomen der US-Bank Morgan Stanley beispielsweise erwarten, dass die SNB am Donnerstag zwar keine Zinssenkung bekanntgeben wird, dass sie jedoch dafür bereitsteht: «Es ist zunehmend wahrscheinlich, dass der nächste Zinsschritt der SNB nach unten gerichtet sein wird.» (Bericht auf Englisch).
Höchstwahrscheinlich wird die SNB aber erst dann aktiv werden, wenn die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinssenkung vornimmt. Eine Lockerung der Geldpolitik beim wichtigsten Handelspartner der Schweiz hat das Potenzial, den Aufwärtsdruck auf den Franken weiter zu erhöhen und damit auch das Szenario einer deflationären Entwicklung wieder in den Vordergrund rücken würde. Da die SNB aber die Preisstabilität als wichtigstes Ziel der Geldpolitik verfolgt, würde sie wohl mit einer weiteren Senkung auf die EZB reagieren. (…)
Unter dem Strich sieht es im Moment danach aus, als würden sich Hausbesitzer auf eine noch längere Phase von Billigsthypotheken freuen können, während Banken und Pensionskassen händeringend nach Investitionen suchen, die noch eine gewisse Rendite versprechen.
Japanisches Szenario
Die Schweiz startet 2019 in das fünfte Jahr mit Negativzinsen – und es dürfte wohl nicht das letzte sein, heisst es bei Cash. Weiter wird spekuliert:
Unter Wirtschaftsexperten mehren sich die Stimmen, die für die Schweiz eine lange Phase mit negativen oder sehr niedrigen Zinsen für möglich halten – ähnlich wie in Japan. Ein solches «japanisches Szenario» könnte besonders dann zur Realität werden, wenn sich die Konjunktur in Europa in den kommenden Monaten eintrübt und die Notenbanken nicht mit den erwarteten Zinserhöhungen beginnen. Doch ein Festhalten am Status Quo und damit einem Leitzinsniveau von minus 0,75 Prozent dürfte die bereits aufkeimende Kritik an der lockeren Geldpolitik noch verstärken. Die Schweizerische Nationalbank (SNB) selbst warnt vor möglichen Schäden durch die niedrigen Zinsen am Immobilienmarkt und weiss von den Problemen der Pensionskassen, noch angemessene Renditen zu erzielen.
«Der Druck aus dem Negativzinsumfeld auszusteigen ist da. Die Kumulation von Risiken lässt das momentan nicht zu», sagte der UBS-Chefökonom für die Schweiz, Daniel Kalt. Dazu zählen politische Konflikte in der Euro-Zone ebenso wie der Handelsstreit zwischen den USA und China, der dem globalen Aufschwung einen Dämpfer versetzen könnte. «Eine nachhaltige Erholung der Zinsen kann nur gelingen, wenn der Wirtschaftsaufschwung noch drei Jahre anhält. Da darf nichts geschehen, da muss die Wirtschaft weltweit weiter brummen», sagte Kalt.
Ein Szenario, bei dem die Zinsen auch in den kommenden fünf bis sieben Jahren um die Nulllinie pendeln, halte er daher für «sehr plausibel». Mit dieser Einschätzung ist er nicht allein – auch ING-Analystin Charlotte de Montpellier und der Credit-Suisse-Chefökonom für die Schweiz, Oliver Adler, teilen diese Meinung. «Ich glaube, es ist nicht auszuschliessen, dass wir auf Jahre Null- oder Negativzinsen haben», sagte Adler. Die SNB hatte bei ihrer jüngsten Lagebeurteilung Mitte Dezember die Erwartungen für eine erste Zinserhöhung nach hinten verschoben, indem sie ihre Inflationsprognose senkte.
Tiefstzinsen gefährden 2. Säule
Michael Ferber greift in der NZZ die gefährlichen Folgen der verbreiteten Zentralbankpolitik des billigen Geldes für die Pensionskassen auf, die wiederum Konsequenzen für die Unternehmensplanung hat. Ferber schreibt:
Viele Firmen sehen die Lösung darin, ihre Rentnerbestände loszuwerden – etwa, indem sie die berufliche Vorsorge an eine Versicherung oder eine Sammeleinrichtung auslagern. Dabei sollen sie sogar dazu bereit sein, draufzuzahlen. Ein Unternehmensberater berichtet von Fällen, in denen Unternehmen eingewilligt hätten, bei einem Rentnerbestand im Volumen von 100 Mio. Fr. – dieser war zu 100% zurückgestellt für künftige Rentenbezüger – eine Zahlung in Höhe von 25 Mio. Fr. zu leisten, um diesen aus der Bilanz zu bekommen.
Dies zeigt, welch grosse Probleme die künstlich tief gehaltenen Zinsen schaffen – bleiben sie noch mehrere Jahre so niedrig, werden sich die Schwierigkeiten noch vergrössern. Noch mehr Unternehmen werden sich aus der beruflichen Vorsorge zurückzuziehen versuchen. Auch bei Unternehmenstransaktionen wie Fusionen und Übernahmen werden die unterfinanzierten Rentnerbestände zunehmend zum Thema. So werden sie bei Firmenübernahmen dem Kaufpreis angelastet, was bei den Verhandlungen für böse Überraschungen sorgen kann. In der Schweiz sollen bereits mehrere Übernahmen aufgrund hoher Rentnerbestände gescheitert sein.