Stefan Mäder, Präsident des Versicherungsverbandes, freut sich über die Rückkehr des verlorenen Mitglieds Axa per 1.1.2025 und räumt im Interview mit den CH-Medien Fehler bei der BVG-Reform ein. Auszüge:
Was haben Sie dem Axa-Konzern versprochen, damit er zurückkehrt?
Stefan Mäder: Gar nichts, Axa wird ein Mitglied wie jedes andere auch.
Haben Sie nicht versprochen, zurückhaltender zu sein als Ihr Vorgänger und sich nicht mehr zu politischen Themen zu äussern?
Jeder Präsident hat seinen Stil. Mein Stil ist klar: Ich vertrete als Verbandspräsident die Anliegen der Versicherungsbranche, die wir zuerst im Vorstand gemeinsam erarbeitet haben. Nicht mehr und nicht weniger.
Kompromisse führen nicht immer zu einer Lösung. Das hat jüngst die Abstimmungsschlappe beim BVG, also der beruflichen Vorsorge, gezeigt. Was nun?
Wir haben doch hier eine Lösung, wir haben unser gut funktionierendes Dreisäulensystem.
Aber die zweite Säule hat Probleme, das war doch Ihre Position bis zum Abstimmungswochenende?
Die Bevölkerung hat zum dritten Mal die Senkung des Umwandlungssatzes abgelehnt. Das müssen wir respektieren. Es braucht einen Marschhalt. Das muss auch die Politik einsehen. Aber wir haben ein demografisches Problem, das müssen wir früher oder später angehen. Aber, Stand heute, geht es den Pensionskassen gut, der Deckungsgrad ist hoch.
Weil die Börsen gut liefen.
Das ist so. Es ist immer nur eine Momentaufnahme. Es kann sich sehr schnell ändern, zwei schlechte Börsenjahre und die Situation sieht wieder ganz anders aus. Mich persönlich reut am Nein zur BVG-Revision am meisten, dass nun all jene mit tiefen Löhnen und Teilzeitpensen weiterhin kein Recht auf eine zweite Säule haben. Und das trifft vor allem die Frauen.
Sie sehen also keine Schuld bei sich, dass die Reform abgelehnt wurde – etwa wegen zu hoher Vermögensverwaltungsgebühren?
Wir kassieren nicht ab, wie das immer wieder behauptet wird. Das stimmt einfach nicht. Mag sein, dass es auch hier einige schwarze Schafe gibt, wie überall. Aber im Grundsatz wird das Vermögen in Pensionskassen und Sammelstiftungen extrem effizient verwaltet. Die Vermögensverwaltungskosten sind bedeutend tiefer als jene, die man als Privatperson zahlt. Aber ich glaube, wir haben woanders versagt.
Wo?
Bei der Aufklärung. Gemäss einer Umfrage aus dem vergangenen Jahr wissen ganze 70 Prozent nicht, dass die BVG-Gelder ihnen persönlich gehören. 70 Prozent! Das ist wahnsinnig! Da haben wir als Versicherungsbranche eine Bringschuld. Wir müssen zusehen, dass alle verstehen, dass das Vorsorgegeld in der zweiten Säule jedem Einzelnen individuell gehört. Dass dieses Geld Teil ihres persönlichen Vermögens ist. Eine Art Sparkonto, bei dem die Menschen bei der Pensionierung entweder das Kapital oder die Rente beziehen können. Da braucht es Basisarbeit, die wir machen müssen.
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