Fuw: “Eine begrenzte Rentenkürzung wäre fair”
Ronald Schnurrenberger und Theodor Keller (PKE) befassen sich in der Finanz und Wirtschaft vom 9.11.2011 mit der anhaltenden Umverteilung zwischen Aktiven und Rentnern aufgrund der geringen Kapitalerträge in den letzten zehn Jahren. Sie sprechen sich für eine Beteiligung der Rentner bei der Sicherung des finanziellen Gleichgewichts der Kassen aus.
Sie schreiben u.a. “Der Ausweg bestünde darin, dass die Rentner zur Sicherung des finanziellen Gleichgewichts der Pensionskasse beigezogen werden. Dies ist sachlich richtig, denn sonst sind es nur die Beschäftigten und der Arbeitgeber, die die aus heutiger Sicht zu hohen Bezüge der Rentner finanzieren. Hätte man die Entwicklung der Aktien- und der Zinsmärkte vorausgesehen, so wären wohl schon länger weit tiefere Renten gesprochen worden. Der beschriebene nachteilige Effekt des Zinstiefs auf die Rentenbewertung sollte zur Hälfte durch die Rentner getragen werden. Im Falle einer Reduktion des technischen Zinses um 0,5 Prozentpunkte (d. h. zum Beispiel von 3,5 auf 3%) muss die für die Rentner bilanzierte Verpflichtung (Vorsorgekapital) um rund 5% aufgestockt werden.
Bei einer hälftigen Beteiligung der Pensionierten sänken die laufenden Renten somit um 2,5%. Gewisse Rahmenbedingungen müssten dabei eingehalten werden. So dürften Renten gesamthaft nicht um mehr als 10% gesenkt werden, und auch nicht jährlich um mehr als 2,5%. Diese Beschränkungen würden es einer Kasse dennoch erlauben, den technischen Zins um maximal zwei Prozentpunkte, beispielsweise von 3,5 auf 1,5%, anzupassen. Allenfalls müssten bestimmte Bezügergruppen geschützt werden, beispielsweise könnten Untergrenzen definiert werden, etwa als BVG-Mindestrente.”
SHZ: «Anzahl Pensionskassen könnte sich halbieren»
In der Schweizer Pensionskassenlandschaft geht das Massensterben weiter. Im Zuge der Konsolidierung hat die Zahl der Vorsorgeeinrichtungen der beruflichen Vorsorge in den letzten zehn Jahren von deutlich über 3000 auf etwas über 2000 abgenommen.
«Die Zahl mag längerfristig auf 1500 oder gar 1000 sinken», erklärt Hans-Jakob Stahel, Leiter Unternehmenskunden bei der Swiss Life, im Interview mit der «Handelszeitung». Es werde zwar immer Unternehmen geben, die eine firmeneigene Pensionskasse wollen und sich das auch etwas kosten lassen, so Stahel. Doch der administrative Aufwand dafür nehme immer mehr zu, und gleichzeitig steige auch der Druck durch sinkende Anlageerträge.
Immer weniger KMU-Betriebe wollen im Rahmen einer autonomen Pensionskassenlösung das Anlagerisiko selber tragen. Daher beobachtet Stahel: «Generell scheint die Nachfrage nach autonomen Lösungen ab- und jene nach dem Anschluss an eine Versicherungslösung zuzunehmen.» Aber ausgerechnet jetzt, wo das schlechte Anlageumfeld den Wechsel in die Versicherungslösung interessant machen würde, ist dieser Wechsel massiv erschwert. «Viele autonome Kassen befinden sich wegen Anlageverlusten in Unterdeckung, und die Versicherten können nicht ihr gesamtes Vorsorgekapital mitnehmen», erklärt Stahel.
D: Steuerjagd auf Senioren
Financial Times Deutschland berichtet über die lückenlose Erfahrung der Steuerdaten von Rentnern. “Die Jagd beginnt. Zumindest in Nordrhein-Westfalen. Dort hat das Finanzministerium die zweite Phase der Hatz auf betagte Steuerhinterzieher gestartet. Finanzbeamte zwischen Aachen und Bielefeld überprüfen ab sofort gezielt Rentner, die bislang keine Steuererklärung abgegeben haben. Weitere Bundesländer dürften in den nächsten Wochen nachziehen.
Denn sie alle können nun auf einen gewaltigen Datenschatz zurückgreifen. Die Zentrale Zulagenstelle für Altersvermögen (ZfA) in Brandenburg an der Havel hat seit sechs Jahren akribisch Informationen von Renten- und Pensionskassen, Versorgungswerken und Lebensversicherern gesammelt. Die Behörde kennt jetzt jeden Ruheständler – und weiß, was er an gesetzlichen und privaten Renten kassiert.”
Beobachter: Interview mit Prof. Manuel Ammann
In einem Interview mit dem Beobachter erläutert Prof. Manuel Ammann von der Uni St. Gallen die Notwendigkeit einer Senkung des BVG-Mindestzinses und der Drang zur Ueberreglementierung. Auszüge:
Beobachter: Auf dem Säule-3a-Konto der Postfinance erhalte ich 2 Prozent Zins – bei der Pensionskasse wird mein Alterskapital aber nur noch mit 1,5 Prozent verzinst. Warum?
Manuel Ammann: Die Post macht ein Marketingangebot: Sie hofft, damit Kunden zu gewinnen, die dann auch rentablere Geschäfte mit ihr machen. Pensionskassen hingegen können nur verteilen, was sie erwirtschaften, und sie sollen das Geld ihrer Versicherten sicher anlegen. Eine der sichersten Anlagemöglichkeiten sind Obligationen der Eidgenossenschaft. Diese werfen bei zehn Jahren Laufzeit derzeit nur gut 1 Prozent Rendite ab.
Pensionskassen beschäftigen hochbezahlte Fachleute, die zigmal mehr Anlagemöglichkeiten haben als ich. Warum schaffen die es nicht, eine höhere Rendite zu erzielen als ich mit einem Postkonto?
Auch Fachleute können keine Wunder vollbringen. Höhere Renditen wären nur möglich, wenn man grössere Risiken eingeht. Das können sich die wenigsten Pensionskassen leisten.
Wozu brauchen Pensionskassen überhaupt so viele Anlageexperten? Sie könnten einfach in günstige Indexprodukte investieren, die immer genau gleich rentieren wie die Börse insgesamt.
Auch wer mit Indexprodukten investiert, braucht viel Know-how für die Anlagestrategie und für die Umsetzung. Nicht alle Pensionskassen haben dieses Know-how. Aber es ist richtig: Pensionskassen sollten möglichst kostengünstig anlegen. Der passive Anlagestil bietet in dieser Hinsicht Vorteile.
Politiker, Gewerkschafter, Arbeitgeber, alle wollen es ständig besser wissen. Kann es sein, dass bei den Pensionskassen einfach zu viele dreinreden?
Vermutlich ja. Aber das hat einen Grund. Pensionskassen waren ursprünglich freiwillig. Seit daraus das Zwangssparen geworden ist, hat der Schutz der Versicherten einen höheren Stellenwert. Die Überreglementierung ist die negative Auswirkung dieses Schutzgedankens.
Statistik der BV 2010: Hohe Sanierungsleistungen der Arbeitgeber
Das Bundesamt für Statistik hat die mit Stichproben ermittelten provisorischen Ergebnisse der Statistik der beruflichen Vorsorge 2010 publiziert. Das BFS schreibt dazu: “Die Vermögenslage der Vorsorgeeinrichtungen hat sich im Jahr 2010 weiter stabilisiert. Das Netto-Ergebnis aus Vermögensanlage lag deutlich tiefer als im Vorjahr und belief sich auf 19,5 Mia Franken. Trotzdem blieben die Wertschwankungsreserven mit 27 Mia Franken sowie die Unterdeckung mit 35 Mia Franken im Verhältnis zur Bilanzsumme von 622,5 Mia Franken konstant.”
Die Einmaleinlagen und Einkaufssummen der Arbeitgeber haben gegenüber dem Vorjahr um 38,9 Prozent abgenommen. Damit blieben freiwillige Beiträge der Arbeitgeber zu Gunsten der Versicherten klar unter dem Vorjahres-Niveau. Dagegen stiegen die Sanierungsbeiträge der Arbeitgeber auf 2,6 Mia Franken (+360%) stark an. Damit zahlten sie durchschnittlich 19-mal mehr als die aktiven Versicherten. Den grössten Teil leisteten Arbeitgeber bilanzstarker Vorsorgeeinrichtungen.
Die Einlagen in die Arbeitgeber-Beitragsreserven nahmen um 26 Prozent ab. Eine Ausnahme bildete die Zunahme von 19,3 Prozent der Arbeitgeber-Beitragsreserven bei den Vorsorgeeinrichtungen privaten Rechts, die auf einige grosse Vorsorgeeinrichtungen zurück zu führen war.
2010 stieg die Summe der aktiven Versicherten auf über 3,7 Millionen (+1,8%) an. Die Anzahl der Vorsorgeeinrichtungen mit reglementarischen Leistungen und aktiven Versicherten sank auf 2270 Einrichtungen (2009: 2351). Die Invalidenrenten-Zahlungen reduzierten sich leicht auf 2,4 Mia Franken (-2,3%). Die Zahl der Begünstigten verringerte sich auf 130’550 (-2,5%). 18,7 Mia Franken (+6,1%) wurden an 605’540 (+4,9%) Altersrentenbezüger ausbezahlt. Dagegen haben nur 30’520 (-15,9%) Kapitalbezüger 5,4 Mia Franken (-1,2%) Kapitalleistungen bei Pensionierung beantragt.
Sonntag: “Wer klaut wem die Rente?”
Chefredaktor Patrik Müller kommentiert im Sonntag die aktuelle Diskussion um die 2. Säule und die Aussichten einer neuerlichen Abstimmung über eine Senkung des Umwandlungssatzes. Müller meint, dass selbst die Gewerkschaften nicht mehr an das Märchen der Rentenklauer von Pensionskassen und Versicherungen glauben, hingegen sich langsam die Einsicht verbreite, dass heute der Rentenklau sich zwischen Rentnern und Aktiven abspiele.
Sonntag: “Renten sind zu hoch”
Yves Demuth greift im Sonntag die aktuelle Diskussion um Mindestzins, Umwandlungssatz und Rentenhöhe auf. Zitiert werden Gerold Büherer (Economie Suisse), Daniel Lampart (SGB), Françoise Bruderer (PK Post) und Martin Janssen (Ecofin). Die Verteilung der Argumente lässt sich aus den Namen leicht ablesen. Ausser Lampart erachten alle Genannten eine Senkung des UWS als unumgänglich. Er setzt auf die historischen Renditen, die aus irgendwelchen Gründen auch in Zukunft wieder erzielt werden könnten.
Colette Nova: “Umwandlungssatz muss rasch sinken”
In einem Interview mit dem Sonntag äusserte sich die frühere Gewerkschaftssekretärin und heutige Vizedirektorin im BSV, Colette Nova, zum Umwandlungssatz. Auszüge:
Frau Nova, sind die Renten heute zu hoch?
Colette Nova: In vielen Fällen: ja. Es leiden besonders Pensionskassen, die gezwungen sind, den gesetzlich vorgeschriebenen Umwandlungssatz von 6,8 Prozent anzuwenden. Diese Kassen verlieren jedes Jahr Geld. Das sind meist Kassen mit Versicherten, die rund 83 500 Franken oder weniger im Jahr verdienen.
Um wie viel zu hoch sind denn deren Renten?
Es gibt zwischen den einzelnen Pensionskassen grosse Unterschiede. Man rechnet damit, dass diesen Kassen jedes Jahr 300 bis 600 Millionen Franken fehlen. Kassen mit vielen Versicherten mit höheren Löhnen haben mehr Spielraum.
Die Renten werden auch bezahlt, als wenn nichts wäre.
Ja. Die Reserven müssen aufgebraucht werden, und durch die schlechtere Verzinsung steigt das Alterskapital der Aktiven weniger. Natürlich wird es als unfair empfunden, wenn das Kapital der heutigen Rentner mit 4 Prozent verzinst wird und Berufstätige ab 2012 nur noch den Mindestzins von 1,5 Prozent erhalten. Aber es ist nun mal so: Wenn der Zins der einen Gruppe zu hoch ist, dann kann die Pensionskasse das nur kompensieren, wenn sie der anderen Gruppe weniger gibt. Es geht also nicht anders.
Das Volk hat die Senkung von 6,8 auf 6,4 Prozent im März 2010 überaus deutlich verworfen.
Die Abstimmung hat deutlich gemacht, dass die Stimmbevölkerung keine Senkung der nominellen Renten akzeptiert. Wenn man nun den Umwandlungssatz senken und die Renten nominell gleich hoch halten will, dann gibt’s eigentlich nur eine Lösung: Wir müssen mehr in die berufliche Vorsorge einzahlen – indem wir mehr Lohnprozente abgeben oder den Koordinationsabzug senken. Im zweiten Fall bleibt der Lohnprozentsatz gleich, wird aber auf einem grösseren Teil des Lohnes angewendet. Oder man kann beide Massnahmen kombinieren.
Die Linke wehrt sich gegen den neuen Sozialabbau, auch mit dem Argument, dass der Bund immer den Hang hat, die Lage zu dramatisieren. Bei der AHV jedenfalls hat sich der Bund ein paarmal getäuscht.
Das kann man nicht vergleichen: Es geht hier nicht um Modellrechnungen wie im Fall der AHV. Wir reden hier von den Anlagen und dem erreichbaren Anlagegewinn in der zweiten Säule, und dafür braucht es keine Prognosen. Dafür reicht ein Blick in die Realität. Allein die Unterdeckung der «normalen» Pensionskassen ohne Staatsgarantie beläuft sich heute auf total fast 17 Milliarden Franken!
AST Swiss Life: Erfolgreiche Lancierung einer Immobiliengruppe
Die Emission der Anlagegruppe Geschäftsimmobilien der Anlagestiftung Swiss Life konnte am 25. Oktober 2011 erfolgreich abgeschlossen werden. Die Anlagestiftung Swiss Life vergrössert damit ihren Kundenstamm im Geschäftssegment der halbautonomen und autonomen Vorsorgeeinrichtungen, wie es in einer Mitteilung der Swiss Life heisst.
Das Portfolio bestehend aus Schweizer Geschäftsimmobilien ist bei den Investoren erwartungsgemäss auf grosses Interesse gestossen. Schweizer Vorsorgeeinrichtungen aus dem privaten wie auch öffentlichen Bereich haben Investitionszusagen im Umfang von rund 890 Mio. geleistet. Damit wurde das Erstemissionsvolumen von 500 Mio. deutlich überzeichnet. Die Überzeichnung führte bei der Zuteilung teilweise zu Kürzungen, es konnten jedoch alle Anleger mit Anteilen bedient werden.
Seit Jahresbeginn verdoppelte die Anlagestiftung die verwalteten Vermögen von 1,2 auf 2,4 Milliarden Franken. Sie betreut mittlerweile rund 500 institutionelle Kunden.
TA: Bürgerliche wollen «Rentenklau der Rentner» beenden
Der Tages-Anzeiger behandelt das Thema des versicherungstechnisch zu hohen Umwandlungssatzes und die damit ausgelöste Umverteilung von Aktiven zu Rentnern aufgrund der Pensionierungsverluste. Zitiert werden Hanspeter Konrad (ASIP), Othmar Simeon (Swisscanto), Marianne Kleiner (FDP), Toni Bortoluzzi (SVP), Jürg Stahl (SVP), Jacqueline Fehr (SP). Während die PK-Fachleute und die bürgerlichen Parlamentarier eine Senkung des UWS für unumgänglich und eine Volksabstimmung darüber für den falschen Weg halten, ist Fehr ganz anderer Meinung: «Der Umwandlungssatz bestimmt über die Renten und soll deshalb via Referendum dem Volk vorgelegt werden.»
BZ: Was der Mindestzins konkret bedeutet
Interpellation SP: Krise und Renten, Antwort des BR
Der Bundesrat hat auf eine von der SP-Fraktion eingereichte Interpellation unter dem Titel “Krise als Vorwand für Angriff auf die Renten” geantwortet. Im Einzelnen ging es um die Frankenhausse, Rentenentwicklung, Verwaltungskosten, Verfassungsziel und Abfederung von Renteneinbussen.
Der Bundesrat, resp. das zuständige BVG, hat sich redlich Mühe gegeben mit der Antwort. Sie steht auf der Website des Bundes zur Einsicht bereit.
BVK: Sorgen der Versicherten
Weil sie Angst um ihre Pensionskasse haben, wandten sich Tausende Angestellte des Kantons in einem offenen Brief an Regierungsrätin Ursula Gut. Sie fordern eine rasche Sanierung. Überreicht wurden die Unterschriften am Donnerstagnachmittag von den Vereinigten Personalverbänden VPV des Kantons Zürich. In den letzten Monaten hätten die VPV bei vielen Staatsangestellten eine immer grösser werdende Sorge um die Sicherheit der BVK festgestellt, schreiben die VPV in einer Mitteilung.
Tages-Anzeiger / Offener Brief
Travail Suisse: Mindestzins systematisch zu tief
In einer Mitteilung von Travail Suisse heisst es zum Mindestzins-Entscheid: “Für Travail.Suisse ist es nicht haltbar, dass der Mindestzins in der beruflichen Vorsorge systematisch zu tief angesetzt wird. Es ist nicht fair, mit Verweis auf die unsichere künftige Lage einen Tiefzinsentscheid an den nächsten zu reihen, zumal in guten Jahren in der Vergangenheit der Mindestzins nicht oder zu wenig angehoben wurde. Der Bundesrat hat mit seinem heutigen Entscheid einseitig dem Druck der Versicherungsbranche nachgegeben und den Interessen der versicherten Arbeitnehmenden nicht Rechnung getragen.”
NZZ: Schleierhaftes zum Mindestzins
Werner Enz schreibt in seinem Kommentar in der NZZ zum Mindestzins-Entscheid des Bundesrates u.a: “Es drängt sich die Schlussfolgerung auf, dass Ämter, Kommissionen und der Bundesrat kluge Analysen anstellen, um dann daraus wiederholt einen zu hoch angesetzten Mindestzins abzuleiten. Das Gefälle zwischen Anspruch und Wirklichkeit nimmt dabei zu, weil dieser Jahrmarkt seit einigen Jahren munter betrieben wird. So haben sich in sechs Jahren BVG-Mindestzinsen von über 13% kumuliert, wogegen wegen garstiger Kapitalmarktbedingungen Pensionskassen um nur knapp 5% an Substanz zulegten.”