Die Schweizer Versicherung hat mit Markus Leibundgut, CEO der Swiss Life, ein Interview zu aktuellen Fragen der Assekuranz geführt. Dabei kamen auch das Kollektivgeschäft und die 2. Säule zur Sprache.
Massiv rückläufig ist das Geschäft mit Kollektivversicherungen. Ist Ihnen das Risiko bei den Vollversicherungen zu hoch? Es ist nicht nur das Risiko. Wir haben auch eine Verantwortung gegenüber unseren Bestandeskunden, damit die Qualität im Bestand hoch bleibt. Dazu kommen die zu hohen Kapitalanforderungen. Aus diesem Grund sind wir vorsichtig bei der Zeichnung von neuem Geschäft. Leider können wir längst nicht mehr jeden Kunden aufnehmen, der zu uns kommen möchte.
Die Oberaufsichtskommission der beruflichen Vorsorge und die Finma sind besorgt, dass Kleinstbetriebe wegen der zurückhaltenden Zeichnungspolitik der Lebensversicherer bald gar kein Angebot mehr erhalten. Die Sorge ist durchaus berechtigt. Als Schweizer Bürger finde ich die Situation hoch problematisch, weil die KMU darauf angewiesen sind, dass ihnen jemand über eine Garantie die Schwankungsrisiken ihrer Vorsorge abnimmt. Wenn die Lebensversicherer das aufgrund der restriktiven Kapitalvorschriften nicht mehr können, ist das schlecht für unsere Wirtschaftskraft und unseren Wohlstand.
Forciert werden die teilautonomen Lösungen. Viele Firmen können oder wollen aber das Anlagerisiko nicht selber tragen. Das ist richtig. Es gibt aber auch zahlreiche Unternehmen, für die eine teilautonome Lösung ganz genau passt.
Die Nachfrage nach dem PKRück-Geschäftsmodell – der Verbindung aus der Deckung von Invaliditäts- und Todesfallrisiken mit einem umfassenden Leistungsfallmanagement – blieb unvermindert hoch. Die Prämieneinnahmen stiegen um 21,4% auf CHF 153,4 Mio. Gleichzeitig erhöhte sich Anzahl der Versicherten um 11’000 auf knapp 200’000 Personen. Die erfreuliche Geschäftsentwicklung schlug sich auch auf den Jahresgewinn nieder, der im Berichtsjahr um 33% auf CHF 6,5 Mio. zunahm.
Dank der hohen Kundenakzeptanz stiegen 2017 die Prämieneinnahmen um 21,4% gegenüber dem Vorjahr auf CHF 153,4 Mio. an. Die Anzahl der Versicherten erhöhte sich um 6% auf 197’000 Personen. Das entspricht einem Marktanteil von nunmehr etwa 16%.
Der Kundenstamm der PKRück besitzt die Charakteristik von eher grösseren Vorsorgeeinrichtungen, insbesondere Sammelstiftungen. Das Kundensegment der autonomen Sammelstiftungen hat 2017 mit 85 % Anteil an den Bruttoprämien massgeblich zu den Prämieneinnahmen der PKRück beigetragen
11% der Prämien entfielen auf die Verwaltung und das Leistungsfallmanagement, das mit einer Eingliederungsrate von 92% der rund 3300 Arbeitsunfähigkeitsfälle, die PKRück jährlich gemeldet werden, zu den Erfolgsfaktoren des Unternehmens zählt.
Ab dem 1. Mai 2018 investiert die neue Anlagegruppe Hypotheken Schweiz der Helvetia Anlagestiftung in Schweizer Hypotheken. Pensionskassen können damit indirekt und breit diversifiziert investieren – für mehr Rendite und weniger Risiken, wie die Helvetia in einer Meldung schreibt.^
Die Anlagestiftung nutzt dabei das Hypotheken-Wissen der Helvetia und arbeitet mit MoneyPark und Finovo zusammen, die gemeinsam die gesamte Wertschöpfungskette Hypotheken abdecken.
Auch im Niedrigzinsumfeld böten Hypotheken eine attraktive Mehrrendite im Vergleich zu CHF-Obligationen. «Mit einem diversifizierten Portfolio von Schweizer Hypotheken wollen wir eine Rendite nach Abzug der Kosten erwirtschaften, welche diejenige des Swiss Bond Index übertrifft», führt Marcel Hänni, Produktmanager der Helvetia Anlagestiftung, aus. Zudem biete Helvetia als erste Anlagestiftung Investoren die Möglichkeit, rasch und ohne grossen Aufwand ihr Zinsrisiko aus der Anlagegruppe Hypotheken Schweiz vorübergehend oder langfristig abzusichern.
Jérôme Cosandey kommentiert auf der Website von Avenir Suisse den Axa-Entscheid zur Vollversicherung:
In der teilautonomen Welt wird Axa neu der grösste Player sein und tritt mit einem eigenen Vertrieb auf. Zudem verspricht Axa in ihrer Medienmitteilung, ihre Risikoprämien um 30% zu senken. Bisher konnten die teilautonomen Sammelstiftungen bei der Preisfestlegung dieser Risikoprämien auf den «Schutzschild» der grossen Versicherer setzen. Letztere müssen die Prämien hoch halten, um Verluste bei der Pensionierung der Neurentner auszugleichen.
Von diesen höheren Preisen profitierten auch die teilautonomen Kassen, die somit ebenfalls Pensionierungsverluste kompensieren konnten. Dieser Schild fällt nun teilweise weg, der Wind der Konkurrenz für teilautonome Sammelstiftungen wird rauer.
Die zunehmende Bedeutung teilautonomer Lösungen, akzentuiert durch den jetzigen Rückzug von Axa aus dem Vollversicherungsgeschäft, darf über die Ursachen dieser Malaise in der zweiten Säule nicht hinwegtäuschen. Die Rentenversprechen der beruflichen Vorsorge sind aufgrund des im Gesetz festgelegten Mindestumwandlungssatzes zu hoch. Der gültige Satz stützt sich nach wie vor auf eine Lebenserwartung, wie sie Ende der 1980er Jahre bemessen wurde, und auf Nominalrenditen von über 4%.
Beide Grössen sind seit langem überholt. Die Blockadepolitik der Gewerkschaften und vieler linker Politiker haben jedoch eine Anpassung des Umwandlungssatzes – einer technischen Grösse – verhindert. Dadurch entstehen jährlich systemwidrige Umverteilungen von Jung zu Alt in Milliardenhöhe, egal welche Rolle die Versicherer in diesem Geschäft einnehmen.
Den vom Entscheid der Axa betroffenen KMU stehen ausser dem Versuch, bei einer der noch existierenden Vollversicherungslösungen Unterschlupf zu finden, zahlreiche Alternativen offen. Andreas Valda vom Tages-Anzeiger berichtet.
Ein Experte vom «Blick» war der Ansicht, dass «nun Ende Jahr böse Überraschungen auf die Firmen zukommen» könnten, weil sie allenfalls für Unterdeckungen aufkommen müssen.
Diesem Pessimismus tritt Sergio Bortolin (Bild), Präsident des Verbandes Inter-Pension der unabhängigen Pensionskassen [Sammelstiftungen], entgegen. «Das Gegenteil ist der Fall», sagt er. Die weit bessere Alternative für KMU in der zweiten Säule sei der Anschluss bei einer unabhängigen Pensionskasse. Höhere Erträge, tiefere Prämien, tiefere Kosten und komfortable Risikopolster seien ihre Vorteile. Autonome Pensionskassen sind weit verbreitet. Bortolin vertritt vierzig Kassen, die 1,15 Millionen Angestellte versichern und 142 Milliarden Pensionskapital verwalten – ein Siebtel der zweiten Säule.
Bekannte solche Kassen sind Asga, Vita, Nest, Abendrot, Profond, Swisscanto, PKG, Noventus und Gastrosocial. Die Asga gibt es seit über fünfzig Jahren und versichert ähnlich wie die Axa KMU, 12’000 an der Zahl mit rund 120’000 Versicherten. Ähnlich gross ist die Vita-Sammelstiftung. Sie wurde vor fünfzehn Jahren vom Versicherer Zurich abgespalten. Gastrosocial ist ein prominentes Beispiel einer Branchenpensionskasse von 20’000 Wirten und Hoteliers mit 174’000 Versicherten. Die meisten dieser Pensionskassen sind erfolgreich unterwegs.
Thomas Helbling, Direktor des Schweiz. Versicherungsverbands, kritisiert in der NZZ übertriebene Ansprüche der Aufsicht, welche das Modell der Vollversicherung gefährden.
Ultimativer Gradmesser für den Kundenschutz ist die Höhe des Eigenkapitals des jeweiligen Versicherungsunternehmens. Diese Kapitalanforderungen werden weitestgehend von der Finma über die von ihr im Swiss SolvencyTest (SST) festgelegten Parameter bestimmt.
Dabei geht die Aufsicht von einer Vielzahl von extremen Risikoannahmen aus, was die Anforderungen an die Versicherer zur Kapitalhinterlegung derart in die Höhe geschraubt hat, dass diese ihre Vollversicherungslösungen für Neukunden nicht mehr zu wirtschaftlich attraktiven Konditionen anbieten können. Damit besteht die Gefahr, dass ein sehr wichtiges Instrument der beruflichen Vorsorge wegfallen könnte.
Vor allem für kleine und mittelgrosse Firmen ist die Möglichkeit, das gesamte Risiko der beruflichen Vorsorge an einen Versicherer abzutreten, eine Frage der Existenz und Überlebensfähigkeit. Deshalb sind heute rund 1,2 Millionen Personen oder 23 Prozent aller in der beruflichen Vorsorge Versicherten einer Vollversicherung angeschlossen. Der Kundenschutz hat oberste Priorität. In diesem Punkt ist sich die Versicherungswirtschaft mit der Finma einig.
Übertriebenes Sicherheitsdenken und Kapitalanforderungen, die das Geschäftsfeld der Versicherer unnötig beschneiden, bedeuten jedoch, dass der exklusive Schutz einer Vollversicherung für den Kunden unbezahlbar wird, die Nachfrage sinkt und das Angebot verschwindet. Der von der Aufsichtsbehörde angepeilte maximale Kundenschutz wird so für die vielen KMU und ihre Mitarbeitenden zum Bumerang. Er bringt mehr Schaden als Nutzen.
Hat die Vollversicherung noch eine Chance? Die Nachfrage ist vorhanden, aber das Angebot knapp und selektiv und laut Finma deutlich geringer als die Nachfrage. Notstand also bei den KMU? Werner Enz und Hansueli Schöchli gehen in der NZZ der Frage nach.
Der Gewerbeverband ortet derzeit keinen Notstand für KMU. Es gebe noch private Anbieter und der Markt spiele noch, sagt der Verbandsvertreter Kurt Gfeller (Bild). Den Entscheid der Axa bezeichnet er als bedauerlich, aber verständlich.
Von allfälligen KMU-Klagen über einen Mangel an Angeboten im BVG-Geschäft hört der Gewerbeverband laut Gfeller «relativ wenig». Dies heisse aber nicht, dass es kein Problem gebe. Als Indiz für ein Problem wertet er den Zulauf bei der BVG-Auffangeinrichtung.
Marktteilnehmer und Berater betonen, dass viele KMU im Prinzip gerne eine Vollversicherung möchten, weil sie dann keine Anlagerisiken hätten und sich auf ihr Kerngeschäft konzentrieren könnten. «Eine Vollversicherung ist im Prinzip sensationell», sagt André Egli, Vorsorgespezialist der Beratungsfirma Balmer-Etienne. Die Frage sei aber, wie lange das Modell noch aufrechterhalten werden könne: «Die Versicherer versuchen seit einiger Zeit, die Kunden in teilautonome Lösungen zu drängen.» (…)
Willi Thurnherr, CEO der Aon Schweiz, legt in einem Interview mit dem St.Galler-Tagblatt seine Einschätzung des Entscheid der Axa zur Vollversicherung und die Folgen für die betroffenen KMU dar. Auszüge:
Willi Thurnherr, die Axa will die Vorsorgewerke von KMU-Kunden nicht mein gegen die Anlagerisiken versichern. Was verspricht sich die Axa? Die Rahmenbedingungen sind seit einigen Jahren schwierig. Die Kapitalmärkte werfen minimale Zinsen ab, und die Diskrepanz zu den gesetzlich festgelegten Zinsgarantien ist riesig. Zudem werden Menschen immer älter und beziehen länger Renten. Axa ist offensichtlich der Ansicht, dass sich das Geschäft so nicht mehr positiv betreiben lässt.
Axa will den Kunden weiter alle Dienstleistungen verkaufen, das Wertschwankungsrisiko der angesparten Vorsorgegelder sollen diese aber selber tragen. Geht das auf? Im Prinzip ist das möglich, weil das neue Modell der teilautonomen Stiftung im Vergleich zur Vollversicherung eine riskantere Anlagestrategie verfolgen kann. Das bedeutet, dass auch die erwarteten Erträge auf den Kapitalanlagen zunehmen – falls wir nicht bald wieder einen Börseneinbruch wie 2008 erleben.
Axa will der neuen Sammelstiftung eine Wertschwankungsreserve von 11 Prozent des angesparten Vorsorgekapitals mitgeben. Ist das angemessen? Es ist im Vergleich eine durchschnittliche Reserve. Diese bietet einen gewissen Schutz vor einer Unterdeckung. Nach einem Börseneinbruch um 10 oder 15 Prozent wäre der Deckungsgrad von 100 Prozent vermutlich noch nicht unterschritten.
pw. Wenn die Meldung der SP zum Ausstieg der Axa aus der Vollversicherung eines zeigt, dann das ideologiegetriebene Vermeiden, die Realitäten zu anerkennen und sich auf eine fachliche Diskussion einzulassen. Die Assekuranz und ihr Produkte werden von SP und Gewerkschaften seit Jahrzehnten bekämpft und schlecht gemacht, ihr Ausstieg aus der 2. Säule gefordert und wenn ein Rückzug erfolgt, dies als Mangel an Verlässlichkeit angekreidet. Hauptsache, es wird kritisiert, was immer auch geschieht. Weil die Vollversicherung für viele KMU eine Notwendigkeit darstellt, fordert jetzt die SP von Unternehmen und Verbänden rasche “Uebergangslösungen” ohne Gewinnorientiertung. Und wer soll die Risiken tragen? Schnell geschrieben und wenig gedacht. Das Heil allein wird bei der AHV gesucht. Deren finanzielle Sorgen werden dafür locker ausgeblendet.
Die Vollversicherungsangebote der Versicherungen sind ein zweischneidiges Schwert. Einerseits sind vollversicherte Betriebe maximal abgesichert. Andererseits ist das Preis-Leistungs-Verhältnis für die vollversicherten Betriebe und die Versicherten schlecht, weil die Risikoprämien sehr hoch sind – ein Missstand, den die SP schon lange kritisiert.
Nun steigt die AXA aus – die Vollversicherung wirft trotz der überteuerten Prämien zu wenig Gewinn für die Aktionäre ab. Die versicherten KMU werden abgeschoben auf teilautonome Stiftungen, wo sie zwar weniger Prämien bezahlen müssen, aber ein massiv höheres Risiko haben. «Dies kann keine Lösung sein! Unternehmen und Unternehmensorganisationen sind jetzt gefordert, schnell brauchbare Übergangslösungen zu präsentieren und auf nichtgewinnorientierten Einrichtungen zu setzen, um nicht mehr von den Launen der Versicherungskonzerne abhängig zu sein», erklärt SP-Vizepräsidentin Barbara Gysi.
Die SP fordert weiterhin eine Stärkung der AHV. «Auf die privaten Lebensversicherungen ist kein Verlass. Ihr Renditedenken führt dazu, dass Produkte, die zu wenig Gewinn bringen, einfach nicht mehr angeboten werden. Das System der AHV ist viel stabiler, nicht gewinnorientiert und sichert die Renten in jedem Falle. Deshalb kämpfen wir schon lange für eine Stärkung der AHV», so Gysi.
Im Tages-Anzeiger schreiben Robert Mayer und Laura Frommberg:
Was der Ausstieg von Axa aus der Vollversicherung für die Verbandsmitglieder bedeute, wollte diese Zeitung von Swissmem wissen. Die Antwort: «Diese Fragestellungen gehören nicht zu unseren Kernthemen.»
Einiges deutet indes darauf hin, dass das Thema viele Swissmem-Mitglieder beschäftigen dürfte. Vor allem kleinere und mittelgrosse Unternehmen könnten durch das schrumpfende Angebot an Vollversicherungen in Schwierigkeiten geraten. «Der Blick auf die KMU macht mir Sorgen», sagt Hans-Ulrich Bigler, Direktor des Schweizerischen Gewerbeverbands. «Viele haben nicht das nötige Know-how und die Ressourcen, um die Risiken im BVG zuverlässig einschätzen zu können.»
Doch immer mehr von ihnen dürften in Zukunft dazu gezwungen werden, sich mit dem Problem auseinanderzusetzen. Denn: Die berufliche Vorsorge ist für die Versicherer ein schwieriger Markt – und die angekündigte Neuausrichtung der Axa-Gruppe wirft ein grelles Schlaglicht darauf. (…)
Nach dem Ausstieg von Axa gibt es noch fünf Anbieter von Vollversicherungen: Swiss Life, Baloise, Helvetia, Allianz Suisse und Pax. Die Zurich hatte sich bereits 2003 auf das Angebot von teilautonomen Lösungen beschränkt. Martin Wechsler, ein profunder BVG-Kenner, äusserte die Vermutung, dass als Nächste wohl die Allianz Suisse – wie Axa mit einer ausländischen Konzernmutter – aus dem Geschäft mit Vollversicherungen aussteigen werde. Gemäss eigenen Aussagen wollen die verbliebenen Versicherer zumindest vorderhand an diesem Angebot festhalten.
Die Swiss Life hat als Reaktion auf den Entscheid der Axa eine Mitteilung publiziert, in welcher sie festhält, weiterhin Vollversicherungslösungen anzubieten. Die Gesellschaft schreibt:
Der Marktführer Swiss Life steht weiterhin für die unabdingbaren und umfassenden Garantien für die Schweizer KMU in der 2. Säule ein. Swiss Life ändert nichts an ihrem Angebot für Unternehmenskunden, zu dem auch die Vollversicherung gehört. Dies im Gegensatz zu AXA Schweiz, die zum französischen AXA-Konzern gehört und heute angekündigt hat, ab 2019 weder bestehenden noch neuen Kunden die Garantien der Vollversicherung zu gewähren.
Markus Leibundgut, CEO Schweiz von Swiss Life: «Die Vollversicherung ist und bleibt ein wichtiger Teil unserer Angebotsstrategie für Unternehmenskunden. Gerade für Unternehmen, die selber eine eingeschränkte Risikofähigkeit haben, ist dieses Angebot sehr wichtig. Diesen Kunden werden wir auch weiterhin unsere Lösungen, die nicht nur umfassende Sicherheit, sondern im langjährigen Vergleich auch sehr attraktive Renditen für die Versicherten bieten, zur Verfügung stellen.»
pw. Es war nicht zu erwarten, dass der Ausstieg der Axa aus dem Vollversicherungsgeschäft auf Gewerkschaftsseite auch nur einen Moment der Besinnung und Reflexion auslösen würde. Und so kommentiert GabrielaMedici, Zentralsekretärin beim SGB, denn auch diesen Schritt nur als Bestätigung für die Richtigkeit der Gewerkschaftspolitik mit dauernder Kritik an der Assekuranz. Was die KMU davon halten und wie sie diese Entwicklung trifft, interessiert beim SGB niemanden.
Keine Erklärung erhält man auch, weshalb denn die Axa trotz der angeblichen völlig überrissenen Millionengewinne das Geschäft nun plötzlich aufgibt. Die Argumentation wird nun einfach auf das Geschäft mit den teilautonomen Kassen gedreht. Auf Glaubwürdigkeit legt man beim SGB keinen Wert. Medici schreibt:
Der heutige Entschied der AXA, aus dem Geschäft mit Vollversicherungen auszusteigen, bestätigt die Kritik des SGB, dass die Vollversicherungslösungen der Lebensversicherungen für die Versicherten der beruflichen Vorsorge unattraktiv und in der Regel deutlich schlechter sind.
Die AXA erhofft sich mehr Gewinn mit teil-autonomen BVG-Lösungen. Sie behauptet, dies sei auch im Interesse der Versicherten. Für den SGB jedoch ist nach wie vor klar: Versicherte fahren besser, wenn sie bei anderen Anbietern der 2. Säule angeschlossen sind, die eben nicht gewinnorientiert sind. Die Versicherer betreiben ihr Geschäft gewinnorientiert. Sie verursachen durch eine minimale Verzinsung, überhöhte Risikobeiträge und hohe Verwaltungs- und Vermögenskosten enorme Geldabflüsse aus der 2. Säule. Für die versicherten Arbeitnehmenden fliesst dadurch viel Geld aus der beruflichen Vorsorge ab, welches für die Renten fehlt. Der SGB kritisiert, dass Versicherungsgesellschaften Profite aus der Durchführung einer Sozialversicherung ziehen – das ist systemfremd.
Martin Kaiser, Geschäftsleitungsmitglied des Arbeitgeberverbands, kommentiert den Entscheid der Axa zur Aufgabe des Vollversicherungsgeschäfts.
Der Schritt kommt für Experten nicht wirklich überraschend. Er ist sowohl die Folge einer anhaltenden Versicherungsschelte der Gewerkschaften als auch einer zögerlichen Politik, die in der Altersvorsorge die Herausforderungen einer alternden Gesellschaft nicht entschlossen genug angeht. Die Leidtragenden des sinkenden Wettbewerbs in der beruflichen Vorsorge sind letztlich unzählige Schweizer KMU und ihre Mitarbeitenden, welche weniger Versicherungsoptionen in Kauf nehmen und deswegen das Anlagerisiko zunehmend selber tragen müssen.
Rund 99 Prozent der Schweizer Arbeitgeber beschäftigen weniger als 250 Mitarbeitende. Sie sind in aller Regel nicht in der Lage, eine eigene autonome Pensionskasse zu führen. Insbesondere KMU in Branchen mit geringeren Margen, die sich nur eine BVG-Lösung ohne zusätzliche überobligatorische Versicherung leisten können, haben sich bisher häufig für eine Vollversicherungslösung entschieden. Dieses Modell garantiert die Leistungen auch in Krisenzeiten. So blieben während der Finanzkrise die Leistungen der Versicherten unangetastet, derweil die Versicherungsgesellschaften die hohen Anlageverluste mit ihren Reserven decken mussten. (…)
Der Rückzug von Axa aus dem vollen Anlagerisiko kommt nicht von ungefähr: Über die Jahre sind den Lebensversicherungen auch von bürgerlichen Politikern immer wieder Knüppel zwischen die Beine geworfen worden. Die Wiederwahl ist wichtiger, als für ein nachhaltiges Vorsorgesystem zu sorgen. Die gesetzlich fixierten Umverteilungen von Jung zu Alt und von Reich zu Arm richten im Vorsorgesparen einen grossen, wachsenden Schaden an. Der gesetzliche Rentenumwandlungssatz von 6,8% ist eine Zumutung, der Jahrmarkt zur Fixierung des BVG-Mindestzinses ebenfalls.
Der Gewinn-Verteilschlüssel, die sogenannte Legal Quote, schränkt die Lebensversicherer schon seit Jahren ein und spiegelt das Misstrauen der Politik. Mit dem Ausstieg der Axa aus der BVG-Vollversicherung stellt sich jetzt mit neuer Dringlichkeit die Frage, wie das Alterssparen der KMU-Betriebe reorganisiert werden könnte. Die Lebensversicherer stehen je länger, je weniger bereit, Anlagerisiken auf ihre Bilanzen zu nehmen. Da fragen sich viele, wer es denn tun wird, wenn nicht sie.