In einem Interview mit der FuW äussert sich Martin Scholl u.a. zur Situation auf dem Markt für vermietete Immobilien:
Wieso vergaloppieren sich die Investoren?
Jahrelang war der Markt für selbstbewohntes Wohneigentum für Promotoren sehr attraktiv. Die verschärfte Regulierung mit strengeren Eigenmittelvorschriften für die Banken und tieferen Limiten für die Finanzierung mit Pensionskassenkapital hat dazu geführt, dass das Angebot deutlich gesunken ist.
Die Investoren sind weitergezogen?
Die Promotoren sind aus dem Markt für selbstbewohnte Liegenschaften ausgestiegen und auf Renditeobjekte ausgewichen. Infolgedessen werden jetzt zu viele Mietobjekte gebaut und zu wenig Stockwerkeigentum. Deshalb steigen die Preise für selbstbewohntes Eigentum, und es sinken die Mieten.
Inwiefern ist die Situation mit den Neunzigerjahren vergleichbar, als eine Immobilien- und Bankenkrise ausbrach?
Die Situation ist nicht vergleichbar. Damals gab es einen Zinsschock. Betroffen vom Preiseinbruch waren primär Bauland und Büroliegenschaften. Die Banken sind heute völlig anders aufgestellt als in den Neunzigerjahren, insbesondere punkto Kapitalausstattung und Risk Management. Das ist so, wie wenn Sie ein heutiges Auto mit Mehrfachairbag, Bremsassistenten und Spurhalteassistenten mit einem Fahrzeug von vor dreissig Jahren vergleichen.
Sie schliessen eine Krise aus?
Es wird systematisch an der Nachfrage vorbei produziert. Das Risiko einer Korrektur steigt. Mit Verlusten ist zu rechnen. Aber die Verluste werden nicht die Banken tragen müssen, sondern die Investoren.
Was sind das für Investoren?
Infolge der Regulierung der Banken hat sich der Markt teilweise in Richtung Schattenbanken verlagert. Aktiv sind vermehrt semiprofessionelle Investoren wie Hypothekenplattformen und kleine
Pensionskassen.