Mit dieser Schlagzeile schlugen die «Handelszeitung» und Blick.ch am 20. Mai Alarm: «Jeder Dritte muss wegen Pensionierung das Haus verkaufen.» Die Finanzplattform Cash.ch zog am 31. Mai nach.
Die drei Publikationen des Ringier-Verlags beriefen sich in ihren Berichten auf die Wohntraumstudie 2025 des Hypothekenvermittlers Moneypark, einer Tochter der Helvetia-Versicherung.
Moneypark befragt seit 2020 Jahr für Jahr die Schweizer Bevölkerung nach ihrer Wohnsituation. 2025 wurden 1000 Personen ab 25 Jahren in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz befragt.
Wer die Ergebnisse der Umfrage liest, stellt fest: Die Beiträge in den Ringier-Medien beruhen auf einer Fehlinterpretation der Ergebnisse. Ein Beispiel: «Aus welchen Gründen planen Sie den Verkauf von Wohneigentum?», fragte Moneypark.
Die Antwortmöglichkeiten waren vorgegeben und Mehrfachantworten erlaubt. Am meisten Zuspruch erhielt mit 31 Prozent die Antwort «Das Eigenheim ist zu gross». Als zweithäufigster Grund wurde mit 29 Prozent die «Pensionierung» genannt.
Daraus texteten die Journalisten folgende Schlagzeile: «Jeder Dritte muss wegen Pensionierung das Haus verkaufen.» Mit dieser Aussage bewegen sich die Ringier-Publikationen auf dünnem Eis.
In der Studie ist sie nicht belegt. Als Grund für einen Hausverkauf kann auch jemand die Pensionierung angeben, weil er näher zu den Kindern und Enkeln ziehen oder vom Einfamilienhaus in eine Wohnung zügeln will.
Über alle Altersgruppen hinweg sagten in der Umfrage nur 14 Prozent der Befragten, die «finanzielle Belastung» könnte zu einem Verkauf des Eigenheims führen. Darum ist schlicht nicht erfindlich, wie die Schlagzeile zustande kam, dass jeder dritte Rentner wegen der Pensionierung sein Haus verkaufen müsse.
44 Prozent der über 65-jährigen Befragten äusserten sich in der Umfrage übrigens dahingehend, dass sie ihr Wohneigentum behalten, weil sie nirgends günstiger wohnen könnten.
Saldo / Wohntraustudie