In der Schweiz wurden 2024 weniger Babys geboren als je zuvor. So wie fast überall auf der Welt. Der britische Demograf Paul Morland erklärt in einem Interview mit der NZZaS, weshalb Kinderarmut ansteckend ist, wo die Grenzen der Immigration liegen und was zur modernen Flucht aus der Familie führt. Auszüge:

Herr Morland, mehr als 8 Milliarden Menschen bevölkern heute die Erde, 2086 sollen es laut Prognosen gar 10 Milliarden sein, bevor die Population schrumpft. Es dauert also noch ein Weilchen, bis der Titel Ihres Buches – «Keiner mehr da» – wahr wird. Schüren Sie Panik? 
Nein! Man muss sich die Demografie als ungeheuer grossen und langsamen Dampfer vorstellen. Es dauert wahnsinnig lange, bis ein Kurswechsel sichtbar wird. Genau das ist das Problem: Ungefähr vor fünfzig Jahren, irgendwann in den siebziger Jahren also, ist in vielen europäischen Ländern die Geburtenrate unter das Niveau der Generationenerhaltung gesunken. Wir hätten uns schon damals Sorgen machen müssen. Taten wir aber nicht, weil die Bevölkerung eines Landes auch dann noch eine ganze Weile weiterwächst, relativ wenig ältere Menschen sterben und genug junge Frauen Kinder bekommen. Also heisst es dann: Langfristig wird es problematisch. In der Demografie bedeutet langfristig aber, dass heute gehandelt werden muss.

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