Philippe Wanner, Autor der BSV-Studie "Mortalité Differentielle en Suisse 2011-2022" hat für die Zeitschrift CHSS die Daten zu den Sterblichkeitsziffern von Ledigen und Verheirateten aufbereitete und kommentiert. In CHSS schreibt er dazu:
Die Originaldaten zeigen, dass ledige Männer im Alter von 25 Jahren rund sechs Jahre weniger lang leben als verheiratete Männer; die Lebenserwartung für ledige Frauen liegt rund 4 Jahre tiefer als jene der verheirateten. Bei nicht mehr Verheirateten liegt die Lebenserwartung für Männer 5 Jahre und für Frauen 3 Jahre tiefer als bei den Verheirateten.
Auch im Alter von 65 Jahren ist die Lebenserwartung von ledigen und nicht mehr verheirateten Personen kürzer als die von verheirateten Personen. Die Lebenserwartung lediger Männer ist um fast 4 Jahre, die der nicht mehr verheirateten Männer und ledigen Frauen um etwa 2,5 Jahre und die der nicht mehr verheirateten Frauen um 1,5 Jahre verkürzt.
Diese Unterschiede in der Lebenserwartung sind relativ bedeutend und fallen grösser aus als für andere Variablen wie etwa das Bildungsniveau, die Nationalität, das Einkommen oder den ausgeübten Beruf. Die zivilstandsbezogenen Sterblichkeitsunterschiede haben sich im Laufe der Zeit nicht verändert. Das belegt ein Vergleich der kürzlich berechneten Daten mit Zahlen einer Studie zum Zeitraum 1990-2005 (Wanner und Lerch 2012).
Nicht verheiratete Personen weisen bei allen Todesursachen ein höheres Sterblichkeitsrisiko auf. Am grössten ist der Unterschied zwischen ledigen und verheirateten Personen bei Ursachen im Zusammenhang mit psychischen und Verhaltensstörungen sowie bei gewaltsamen Todesfällen. Die Übersterblichkeit bei diesen Ursachengruppen wurde bereits in der vorgängig erwähnten Studie von 2012 festgestellt. (...)
Über den Ehe-Selektionseffekt hinaus lassen sich die Unterschiede in der Lebenserwartung zwischen Ledigen und Verheirateten, aber auch zwischen Verheirateten und nicht mehr Verheirateten auf einen zweiten Faktor zurückführen: das unterschiedliche Risikoverhalten je nach Zivilstand. Die Schutzwirkung durch Eheschliessung scheint rasch einzutreten: Die Analysen ergeben eine starke Verringerung des Sterblichkeitsrisikos direkt nach der Heirat.
Im Vergleich zum ledigen Status führt die Eheschliessung bei den Männern zu einer Verringerung des Sterblichkeitsrisikos um 40 bis 70 Prozent je nach betrachtetem Alter. Bei Frauen, die im relativ fortgeschrittenen Alter zwischen 40 und 70 Jahren heiraten, reduziert sich das Sterblichkeitsrisiko um 40 bis 60 Prozent. (...)
Dieser Schutzeffekt zeigt sich auf drei verschiedene Arten: Erstens geht eine Person weniger Risiken ein, wenn sie familiäre Pflichten hat, was sicherlich zur Verringerung unfallbedingter Todesfälle beiträgt. Zweitens kann die emotionale Unterstützung oder die Pflege durch die Partnerin oder den Partner einen positiven Einfluss haben. Und drittens dürfte der Gesundheitsprävention, vor allem der Ernährung, bei einem Leben in Partnerschaft mehr Bedeutung beigemessen werden. Dies wiederum schlägt sich in einem tieferen Sterblichkeitsrisiko verheirateter Personen bei allen grossen Todesursachengruppen (Tumore, Herzkrankheiten, Atemwegserkrankungen) nieder.
CHSS /
FR / Studie BSV
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