Die Kernparole des gewerkschaftlichen Referendumskomitees («mehr bezahlen für weniger Rente») ist verlogen. Denn sie suggeriert, dass es wegen der Reform insgesamt tiefere Renten und höhere Lohnabzüge gäbe.
Richtig wäre vielmehr folgende Parole zum Gesamtbild der Reform: «Mehr bezahlen für mehr Rente – und der Saldo von Zusatzeinzahlungen und Zusatzrenten ist etwa null, denn das Geld für Rentenerhöhungen fällt nicht vom Himmel.» (…)
Die jüngste Nebelpetarde hat der Gewerkschaftsbund am Dienstag gezündet. Er kritisierte die Modellrechnungen des Bundes als «realitätsfern» und betonte, dass als Folge der Reform die BVG-Renten ab einem Jahreslohn von etwa 54 000 Franken zu sinken begännen und nicht erst ab 70 000 Franken, wie der Bund sagte.
Die publizierte Bundestabelle lässt aber nur mutmassen, dass bis knapp 55 000 Franken Jahreslohn die Renten in praktisch allen Altersgruppen steigen würden, bei 70 000 Franken Rentensenkungen dagegen gängig wären.
Die Gewerkschaften behaupten aber auch, dass der Bund den Rentenanstieg bei den tieferen Einkommen zu rosig darstelle, da die Bundesrechnung auf einer Erwerbskarriere ohne Lohnsprünge beruhe.
In der Tat hatte der Bund in früheren Mediengesprächen deutlich gemacht, dass seine Zahlen auf theoretischen Modellen mit der Annahme beruhten, dass die Lohnentwicklung genau der Zinsentwicklung und der Teuerung entspreche und es somit keine Lohnsprünge etwa wegen Beförderungen oder Erfahrungszuwachs gebe. Dass dies in vielen Fällen realitätsfern ist, hatte auch der Bund eingeräumt.
Doch die Berechnungsart des Bundes ist gängig für Vorsorgepläne bei den Pensionskassen. Das liegt in der Natur des Systems. Wenn jemand zum Beispiel vom Alter 25 bis 45 jeweils 50’000 Franken pro Jahr verdient und darauf Lohnbeiträge bezahlt hat und ab Alter 46 plötzlich 80’000 Franken verdient, dann können die 80’000 Franken gar nicht voll versichert sein – denn der Betroffene hat dafür zwanzig Jahre lang auf einem viel zu tiefen Lohn Beiträge bezahlt.
Der Versicherte kann aber eine solche Beitragslücke durch einen freiwilligen Einkauf in die Pensionskasse schliessen. In der beruflichen Vorsorge gilt das Motto: «Wer mehr einzahlt, bekommt mehr Rente.» Dieses Prinzip ist d as fundamentale Ärgernis aus Sicht der Linken, die möglichst viel versteckte Umverteilungen von oben nach unten und von Jung zu Alt will.
NZZ / SGB