Nun, einen Monat vor der Abstimmung, hat die Stiftung am Donnerstag neue Zahlen veröffentlicht. Diese zeigen ein ziemlich anderes Bild: Die Mehrheit der Proparis-Versicherten kann bei Annahme der Reform mit höheren Renten rechnen. Ihr Anteil beträgt je nach Altersgruppe 51 bis 55 Prozent.
Allerdings gibt es durchaus auch «Verlierer»: Versicherte, die sich darauf einstellen müssen, dass ihre Rente sinken würde. Ihr Anteil liegt je nach Alter zwischen 32 und 41 Prozent. Die übrigen Versicherten können davon ausgehen, dass sich ihre Rente kaum verändert.
Man durfte gespannt sein auf die Reaktion der Gewerkschaften. Sie hatten die ursprünglichen, düsteren Zahlen prominent in ihre Kampagne eingebaut. Ihr liebstes Beispiel kam von der Proparis-Kasse für Coiffeurbetriebe: 80 Prozent der Coiffeure über 50 Jahre würden weniger Rente erhalten, stand ursprünglich im Argumentarium des Gewerkschaftsbunds.
Nachdem der Fehler aufgeflogen war, wurde die Passage angepasst: «Für 80 Prozent der über 50-Jährigen kostet die Reform mehr, als sie ihnen bringt.» (…)
Aufschlussreich ist die Aufschlüsselung nach Lohn. Sie bestätigt, dass die Reform gerade für Personen mit relativ tiefen Einkommen zu einer besseren Altersvorsorge führen würde.
Die grosse Mehrheit aller Versicherten mit Löhnen unter 60’000 Franken kann demnach mit höheren Renten rechnen (76 bis 95 Prozent, je nach Alter). Nur 2 bis 9 Prozent hätten Rentenkürzungen zu befürchten.
Deutlich schlechter fallen im Gegenzug die Zahlen für Angestellte aus, die höhere Löhne am oberen Rand des BVG-Obligatoriums erzielen. Hier müssen sich laut Proparis 62 bis 72 Prozent darauf einstellen, dass ihre Renten kleiner ausfallen würden.
Wie viel diese Kürzungen im Einzelfall ausmachen würden, bleibt auch hier offen.Gemäss einer Grafik von Proparis fallen die Rentenverluste jedenfalls in der Tendenz deutlich geringer aus als die Erhöhungen der Renten der Versicherten mit tieferen Einkommen.
Der zuständige Experte von Proparis zieht dieses Fazit: «Viele Versicherte erhalten eine leicht tiefere Altersrente, während sich bei denjenigen mit sehr tiefen Altersguthaben die Leistung deutlich erhöht.»
Noch etwas zeigen die Zahlen: Direkt betroffene Pensionskassen wie Proparis müssen einen relativ grossen Teil der Kosten der Reform selbst tragen. Relevant sind vor allem die Rentenzuschläge, die das Parlament beschlossen hat, um Einbussen für ältere Versicherte möglichst zu verhindern oder zumindest abzufedern.
Sie kommen während einer Übergangsphase von 15 Jahren zum Einsatz und dürften gesamthaft gut 11 Milliarden Franken kosten.