Eine Umfrage der Feldlabor GmbH von Oliver Strijbis (43), Professor für Politikwissenschaft an der Franklin-Universität Zürich, im Auftrag des SGB, ergab eine geringe Zustimmung zur Reform. Der Arbeitgeberverband kritisiert die Umfrage. Thomas Schlittler schreibt dazu im Sonntagsblick:
Nun zeigt sich, dass auch grosse Teile der Bevölkerung skeptisch sind gegenüber der Vorlage. Eine repräsentative Umfrage, die Mitte Juni durchgeführt wurde, kommt zum Schluss: Wäre heute Abstimmungstag, würde eine relative Mehrheit von 45 Prozent die BVG-Reform «sicher» oder «eher» ablehnen. Nur 30 Prozent der Stimmberechtigten stehen der Vorlage positiv gegenüber.
Dabei wurden 1045 «wahrscheinliche Wählerinnen und Wähler» nach ihrer Stimmabsicht gefragt und die Antworten nach soziodemografischen und politischen Variablen gewichtet. In Auftrag gegeben hat die Umfrage der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB).
Laut Strijbis ist die tiefe Zustimmung aussergewöhnlich für eine Vorlage, die vom Bundesrat und einer Mehrheit des Parlaments unterstützt wird. Völlig überrascht hätten ihn die Ergebnisse aber nicht: «Das Hauptelement der Vorlage ist die Reduktion des Umwandlungssatzes. Diese Massnahme ist nicht sehr populär.»
Auffallend sei zudem, dass neben Sympathisanten von SP und Grünen auch viele SVP-Wähler zu einem Nein tendierten. «Damit haben wir eine ähnliche Konstellation wie bei der 13. AHV-Rente. Damals haben auch bürgerlich-konservative Kräfte den Ausschlag gegeben, die der Linken gefolgt sind.»
Ob es beim BVG-Referendum ebenso laufen wird, steht laut Strijbis aber noch in den Sternen. «Die Meinungsbildung ist noch nicht weit fortgeschritten. Die meisten haben sich bisher nicht im Detail mit der Thematik auseinandergesetzt.» Entscheidend sein werde nicht zuletzt, ob die SVP – deren Parteileitung die Vorlage unterstützt – die Reihen schliessen könne. (…)
Die Risse in den eigenen Reihen dürften ihren Teil dazu beitragen, dass die Befürworter nervös reagieren auf die Umfrageergebnisse. Der Arbeitgeberverband stellt gar die Studie infrage. «Die gewählte Fragestellung führt kaum zu einem repräsentativen Ergebnis», sagt Stefan Heini, Ressortleiter Kommunikation.
Konkret bemängelt er, dass die Frage sehr komplex formuliert und einige Argumente der Befürworter weggelassen worden seien. Nicht aufgeführt werde etwa die bessere Versicherung von Teilzeitangestellten, von Angestellten mit sehr tiefen Löhnen und vieler Frauen. «Dafür wird plakativ von Rentensenkungen gesprochen, obwohl auch der Bundesrat festhält, dass die Reform auf die meisten Renten keine direkten Auswirkungen hat.»
Studienautor Strijbis lässt diese Kritik nicht auf sich sitzen. «Es ist schlicht unmöglich, in einer Umfrage sämtliche Aspekte einer Vorlage im Detail aufzulisten.» Stattdessen habe man sich – wie das üblich sei – auf die Hauptargumente beider Seiten beschränkt.