pw. Die Kapitalbezüge bei Pensionierung haben in den letzten Jahren markant zugenommen. Die tiefen Umwandlungssätze mögen dazu beigetragen haben, vielleicht auch ein gewisses Misstrauen gegenüber den Pensionskassen und der 2. Säule generell. Das PK-Netz schreibt von einem “Megathema”. Für die Kassen sind die Bezüge mit gesetzlichen Informations- und Beratungspflichten verbunden, die nicht leicht zu erfüllen sind. Ein Voucher für das VZ reicht wohl nicht aus.
Die Economico-Plattform von c-alm, welche Preisvergleiche neu auch für private Anlagen ab 50’000 Franken zulässt (bisher beschränkt auf Institutionelle ab 500’000) und sich dabei mit einem Beratungsteil gezielt an PK-Versicherte wendet, die Kapitalbezüge planen oder bereits getätigt haben, bietet grundlegend neue Möglichkeiten.
Die Liste der Anbieter, die im Preisvergleich enthalten sind, ist noch bescheiden. Von den Kantonalbanken ist für tiefe Beträge nur die Thurgauer KB (ab 100’000 Franken) dabei, die ZKB bspw. erst ab 5 Mio. Es sind insgesamt neun Anbieter für Privatanleger, mehrheitlich Robo Advisors. Und die Anlagen beschränken sich auf die Kategorien “passiv” und ESG.
Die c-alm verspricht sich dennoch einen Disruptionseffekt, vergleichbar mit dem, was Comparis in anderen Bereichen ausgelöst hat. Auch wenn nur ein kleiner Teil des Marktes abgedeckt wird, so lassen sich doch erstmals detailliert Kosten ermitteln, ohne direkt mit einem Anbieter in Kontakt zu treten. Die Schwelle zur Abklärung ist entsprechend tief. Und die ermittelten Angaben können auch anderweitig von Nutzen sein.
Besonders wertvoll dürfte der Abklärungsteil sein, der anhand eines Fragenkatalogs zur individuellen finanziellen Situation des Benutzers (u.a. Risikofähigkeit und Risikobereitschaft) und seiner Bedürfnisse Aufschlüsse beim Entscheid zwischen Rente und Kapitalbezug gibt. Und die Fragen, welche zu beantworten sind, mögen den Versicherten zu Bewusstsein bringen, welche Elemente überhaupt zu berücksichtigen sind.
Wie Ueli Mettler von der c-alm anlässlich eines Webinars betonte, lieg es Economico fern, die Versicherten zu einem Kapitalbezug zu ermutigen. Der mit einem garantierten Zins von 2,5 Prozent verbundene durchschnittliche Umwandlungssatz von 5 Prozent ist nicht so leicht zu schlagen – trotz des unbestreitbaren steuerlichen Vorteils des Kapitalbezugs.
Allerdings ist der Einbezug des Steueraspekts für den Vergleich nicht ganz einfach, bisher sind noch nicht alle Komponenten erfasst (bspw. die Vermögenssteuer), eine Weiterentwicklung hier aber wie bei anderen Teilen des Abklärungsteils vorgesehen.
Für die Benutzer ist das Angebot kostenlos, getragen werden die Kosten von den Anbietern, für welche Kommissionen je nach Zahl und Höhe der getätigten Abschlüsse anfallen.
Economico sucht für ihr Angebot jetzt den direkten Zugang zu Pensionskassen, welche über ihre eigenen Webseiten die Versicherten auf diese Information hinweisen. Die Gefahr ist gross, dass ein unüberlegter Kapitalbezug später finanzielle Probleme bei den Bezügern auslöst, was mit Haftungsrisiken für die betreffenden Vorsorgeeinrichtungen verbunden ist. Angesichts der steigenden Kapitalbezüge scheint es dringend, dass unabhängige Beratung geboten wird, um sowohl die Versicherten wie die Kassen zu unterstützen.