Daniel Friedli hat in der NZZ die abgehobenen Löhne und Anstellungsbedingungen bei der öffentlichen Hand unter die Lupe genommen. Man staunt.
Laut jüngster Statistik sind die Saläre 2023 nirgends so stark gestiegen wie in der öffentlichen Verwaltung. Unter Anrechnung der Teuerung resultierte dort ein Plus von 1,5 Prozent, während in vielen anderen Branchen die realen Löhne sanken. Und dies, obwohl die Verwaltungen ohnehin schon unter Verdacht stehen, lohnmässig obenaus zu schwingen.
Das Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik in Luzern jedenfalls errechnete, dass Angestellte mit vergleichbarer Qualifikation beim Bund im Schnitt 11,6 Prozent und bei den Kantonen 4,3 Prozent mehr verdienen als in der Privatwirtschaft. Der Bund selber wies diese Ergebnisse als zu undifferenziert zurück.
Zum Lohn gesellen sich die Nebenleistungen, um die sich vor allem die Städte derzeit einen regen Wettbewerb liefern. Den letzten Akzent setzte die Stadt Freiburg, die eben beschloss, den Vaterschaftsurlaub von 6 auf 8 Wochen zu verlängern, bei vollem Lohn. Es ist ein weiteres Zückerchen für eine Belegschaft, die schon Spezialitäten kennt wie eine Zulage von monatlich 200 Franken für alle, die auf Stadtgebiet wohnen, einen Menstruationsurlaub oder einen Beitrag an den Kauf eines Velos.
Damit eifert Freiburg den Stadtbernern nach. Sie haben den 8-wöchigen Vaterschaftsurlaub schon letztes Jahr beschlossen, ebenso 6 Wochen bezahlte Elternzeit. Daneben gehen die städtischen Angestellten seit Jahren mit 63 in Rente und profitieren dabei von einer Pensionskasse, in die der Arbeitgeber nicht einfach gleich viel einbezahlt wie sie, sondern das Doppelte.
Genf wiederum belässt es bei 39 Stunden Arbeit pro Woche und gibt der ganzen Belegschaft 6 Wochen Ferien. Die Zürcher Beamten arbeiten noch 42 Stunden, testen wohl aber bald die 35-Stunden-Woche. Zudem profitieren sie neben 4 bis 6 Wochen Ferien von 6 Brückenferientagen und erhalten bei Entlassung je nach Fall eine Abgangsentschädigung von über einem Jahreslohn. Lausanne wiederum geht beim Mutterschaftsurlaub voraus. Die Stadt bietet (wie viele Arbeitgeber) 16 statt 14 Wochen bei vollem Lohn, gibt aber Frauen, die stillen, noch einen Monat obendrauf.
Auch der Bund muss sich punkto Arbeitsbedingungen nicht verstecken. Er lockt nicht nur mit einer Pensionskasse, die gemäss eigenem Konkurrenzvergleich grosszügige Leistungen vorsieht. Er beteiligt sich auch mit schönen Beiträgen an den Kita-Kosten seiner Angestellten, zahlt ergänzende Familienzulagen und kennt ein Lohnsystem, das fast automatisch zu Erhöhungen führt: Wessen Arbeit als «gut» oder «sehr gut» beurteilt wird, der kriegt im Folgejahr mehr Lohn. Und eine solche Einstufung erreicht – die «NZZ» schrieb auch schon vom «Wunder von Bern» – das Gros der Angestellten; 2023 waren es 96,8 Prozent.
NZZ / IWP / Beobachter