nzzMichael Hermann Leiter des Zürcher ­Forschungsinstitut Sotomo, erklärt in der NZZ am Sonntag seine Idee für ein abgestuftes Referenzalter für die Pensionierung, dem er grosse Erfolgschancen gibt. Im Kern: Akademiker sollen länger arbeiten als andere. Es braucht allerdings nicht viel Phantasie, um die Schwierigkeiten bei der Durchführung zu erkennen.

Für den Erfolg braucht es beides: konzentrierte Kosten und Einfachheit. Es ist das Konzept des abgestuften Referenzalters, das diese beiden Faktoren zusammenbringt: Es besagt, dass, wer körperlich arbeitet, früher als die anderen ohne Abstriche in Rente gehen kann. Wer dagegen studiert hat, soll erst etwas später als heute mit voller Leistung in Rente gehen können.

Der erste Teil ist im Bauhauptgewerbe auf sozialpartnerschaftlicher Basis schon heute Realität und müsste bloss verallgemeinert werden. Der zweite Teil, die Erhöhung des Referenzalters für Personen mit einem Uni- oder Fachhochschulabschluss, wäre die sinnvolle Ergänzung dazu.

Wer studiert, steigt später ins Arbeitsleben ein und ist im Allgemeinen länger fit. Die tertiäre Ausbildung wird hauptsächlich von der Allgemeinheit finanziert. Da ist es nichts als fair und zumutbar, wenn Studierte für eine volle Rente etwas länger arbeiten müssen. Je nach Ausbildungsdauer würde das Referenzalter für tertiär Gebildete ein bis zwei Jahre über 65 Jahre angehoben.

Wie wiederholte Umfragen unseres Instituts gezeigt haben, ist dieser Ansatz der einzige, mit dem die Stimmberechtigten für eine Erhöhung des Rentenalters zu gewinnen sind. Zuletzt sprachen sich 67 Prozent im Grundsatz dafür aus. Das abgestufte Referenzalter ist einfach, fair, und es belastet nur eine Minderheit – was für die Chancen bei einer Abstimmung entscheidend ist. (…)

Der hier vorgeschlagene Ansatz des abgestuften Referenzalters bringt dagegen die für Rentenvorlagen entscheidenden Erfolgsfaktoren mit: Er ist einfach, und er führt nur bei einer Minderheit zu einer Erhöhung des Referenzalters. Sein womöglich grösster Nachteil: Anders als in der Bevölkerung sind im Parlament und in der Regierung die Studierten in der Mehrheit.