nzzDie NZZ berichtet über den Verkauf von Bauland samt Bauprojekt der Swisscanto Anlagestiftung an die Stadt Zürich. Die Hintergründe sind bemerkenswert bis erschreckend.

Es ist eine Mitteilung mit Seltenheitswert: Die Stadt Zürich kauft ein 30’000 Quadratmeter grosses Stück Bauland im Quartier Witikon inklusive eines Bauprojekts. Kostenpunkt: rund 211 Millionen Franken.

Bis vor wenigen Monaten sah es so aus, als würde die bisherige Eigentümerin Swisscanto – eine Anlagestiftung der Zürcher Kantonalbank – das Areal selbst bebauen. Die Pläne dafür waren bereits weit vorangeschritten, seit Swisscanto das Land 2019 erworben hatte. Unter anderem wurde ein zweistufiger Studienauftrag angefertigt und die Wünsche des Quartiers eingeholt.

Das daraus resultierende Vorhaben umfasst eine Siedlung mit rund 370 Wohnungen à 1,5 bis 5,5 Zimmer sowie öffentlichen und halböffentlichen Plätzen zum Verweilen. Zudem war ein städtischer Kindergarten mit Hort vorgesehen.

Laut der Stadt – wie auch der Swisscanto – kann das Areal nur über die Katzenschwanzstrasse sinnvoll erschlossen werden. Von der Witikonerstrasse her wäre eine Zufahrt zwar möglich. Allerdings sei diese Option nicht optimal wegen des abfallenden Geländes und weil die Witikonerstrasse eine «übergeordnete Verbindungsstrasse» sei.

Die Swisscanto hatte sich deshalb mit der Stadt auf einen flächengleichen Landabtausch geeinigt. Konkret ging es um 130 Quadratmeter.

Bei der rot-grünen Mehrheit im Zürcher Stadtparlament hatte sich allerdings bereits Widerstand gegen die Abmachung formiert. Es zeichnete sich also ab, dass Landabtausch und Umzonung im Parlament chancenlos geblieben wären. (…)

[…] die SP jubelt. Das Beispiel des Harsplen-Areals zeige, dass sich die «konsequente und standhafte Wohnbaupolitik der SP» auszahle und die Behauptung der Bürgerlichen, die SP verhindere Wohnungen, nicht zutreffe.

Ganz andere – deutlich weniger schmeichelhafte – Worte dafür, was sich zwischen der Stadt Zürich und der Swisscanto abgespielt hat, verwenden FDP und GLP. Die Rede ist von Erpressung, Dreistigkeit, Machtmissbrauch, einem groben Foul und Klientelwirtschaft zulasten der Stadtkasse und der Steuerzahlenden.

«Mit der Realisierung des Bauprojekts der Swisscanto hätte die Stadt gratis zusätzlichen Wohnraum erhalten», schreibt die GLP in einer Mitteilung. Doch nun zahle die Stadt mit Steuergeldern knapp 210 Millionen Franken für die Möglichkeit zur Realisierung von 370 Wohnungen. Deren Bau werde weitere 150 bis 170 Millionen Franken kosten.

Der FDP-Präsident und Stadtparlamentarier Përparim Avdili sagt auf Anfrage der NZZ, die FDP verlange eine lückenlose Aufarbeitung dessen, was sich zwischen der Swisscanto und der Stadt zugetragen habe. Es sehe ganz so aus, als sei die Eigentümerin hier zum Verkauf genötigt worden. Das dreiste Gebaren der rot-grünen Mehrheit sei des hiesigen politischen Systems nicht würdig. Mit Politik habe das nichts mehr zu tun. «Es läuft einem kalt den Rücken runter.»

  NZZ / Swisscanto