nzzZwar leide die Schweiz unter Fachkräftemangel, wird uns täglich versichert, aber arbeiten im Rentenalter wird durch die Besteuerung und die AHV nach Kräften sabotiert. Albert Steck hat sich in der NZZ des Themas angenommen und sieht anhand eines Beispiels Möglichkeiten für eine (teilweise) Verbesserung.

«Das Beispiel verdeutlicht, dass nicht nur Topverdiener exorbitante Beträge an den Fiskus abliefern müssen, sondern ebenso gewöhnliche Leute aus der Mittelschicht», sagt Jörg Odermatt, Gründer und Präsident des Vorsorgeberaters Pensexpert. Seit Anfang Jahr bietet die Firma nun eine wegweisende Lösung, um den Steuerfrust zu vermeiden. Die Idee ist denkbar simpel: Wenn jemand nach 65 nochmals ins Erwerbsleben zurückkehrt, wird die Auszahlung der Pensionskassenrente sistiert.

Er erhoffe sich, dass weitere Anbieter das Konzept der «Stop and Go»-Rente übernähmen, erklärt Odermatt: «Der gesellschaftliche Nutzen steht für uns im Vordergrund: Wenn wir es schaffen, die Weiterarbeit nach 65 attraktiver zu machen, leisten wir einen Beitrag gegen den Fachkräftemangel, welcher für unser Land ein zunehmendes Problem darstellt.» Für die Einführung genüge eine Reglementsanpassung in der Pensionskasse oder Vorsorgestiftung. (…)

Für Odermatt ist die «Stop and Go»-Rente allerdings nur ein erster Schritt. «Nach unserer Meinung müsste den über 65-Jährigen die Möglichkeit offenstehen, nochmals in die Pensionskasse einzuzahlen und auf diese Weise das Alterskapital zu stärken, auch wenn das Kapital oder die Rente aus der zweiten Säule bereits bezogen wurde.» Derzeit fehle dafür allerdings eine klare rechtliche Grundlage: «Wir prüfen nun, ob die Aufsichtsbehörde bereits heute ein solches Angebot zulässt oder ob eine Gesetzesänderung erforderlich ist.»

Für den Vorsorgeexperten ist klar: «Wir müssen verhindern, dass die Erwerbstätigkeit im Alter durch veraltete und unnötige bürokratische Hürden gebremst wird.» Im Prinzip wären viele Pensionierte durchaus motiviert: Laut einer Studie des Versicherers Swiss Life sagt die Hälfte, sie könnte sich eine Weiterarbeit, zumindest in einem reduzierten Pensum, vorstellen.

Die effektive Beschäftigungsquote dagegen bleibt enttäuschend tief. Gerade dass sehr viele Leute in dieser Altersgruppe nur in minimalen Pensen arbeiten, verdeutlicht die abschreckende Wirkung der Steuerprogression sowie der AHV-Beitragspflicht. Die Altersguillotine 65 besteht somit weniger in den Köpfen der Menschen, sondern mehr in den bürokratischen Hürden des Vorsorgesystems.

  NZZ / PensExpert