imageThierry Ferro, Vermögensplaner und Vorsorgespezialist der Société Générale Private Banking Suisse, schreibt auf HZ Insurance über die zunehmenden Kapitalbezüge aus der 2. Säule bei der Pensionierung und zeigt auf, dass die lebenslange Rente noch immer die beliebteste Option ist, aber nicht immer die günstigste.

Um zu bestimmen, wie viele Jahre es dauert, bis die kumulierten Renten das Anfangskapital erreichen, teilt man 1 durch den Umwandlungssatz (Beispiel für einen Umwandlungssatz von 5 Prozent: 1:5 = 0,2; das entspricht 20 Jahren). Dies ist der sogenannte Wendepunkt.

Nehmen wir das Beispiel einer alleinstehenden Person mit Wohnsitz in Zürich, die kurz vor der Pensionierung steht. Sie besitzt 500’000 Franken in ihrer Pensionskasse mit einem Umwandlungssatz von 5,25 Prozent. Die beiden gegensätzlichen Lösungen sind also eine jährliche Rente von 26’250 Franken oder ein einmaliges Kapital von 500’000 Franken. In diesem Fall ist der Wendepunkt nach 19 Jahren (1/5, 25 Prozent) erreicht.

Die steuerlichen Herausforderungen dürfen jedoch nicht vernachlässigt werden. Nehmen wir ein steuerpflichtiges Einkommen vor dem Bezug aus der Pensionskasse von 70 000 Franken an. In diesem Fall erhöht die Rente die Einkommenssteuer um etwa 6600 Franken, die Nettorente beträgt also nur noch 19 650 Franken (26 250 minus 6600). Bei einem Kapitalbezug wird eine einmalige Steuer auf Kapitalleistungen von 37 000 Franken fällig. Schliesslich hat die Person die Wahl zwischen einer Nettorente von 19 650 Franken oder einem Nettokapital von 463 000 Franken. Ab diesem Zeitpunkt dauert es nicht mehr 19, sondern fast 24 Jahre, um den Wendepunkt zu erreichen (463 000:19 650 = 23,5).

Wird das Kapital abgehoben, kann es anschliessend angelegt werden. Das erste Ziel ist die Deckung der Vermögenssteuer, die durch eben dieses Kapital entsteht, was durch den jüngsten Anstieg der Zinssätze erleichtert wird. Die Finanzmärkte bieten auch einen wirksamen langfristigen Schutz vor Inflation, im Gegensatz zu einer Rente, die in der Regel nicht aufgewertet wird. Generell gilt: Je höher die erwartete Nettorendite, desto attraktiver ist die Kapitaloption. Beispiel: Bei einer jährlichen Nettorendite nach Abzug von Gebühren und Steuern von 1 Prozent ist der Wendepunkt nach über 27 Jahren erreicht. Und wenn man eine dynamischere, stärker auf Aktien ausgerichtete Kapitalallokation in Betracht zieht, die eine jährliche Nettorendite von 2 Prozent erwirtschaften könnte, wäre der Wendepunkt nach 32 Jahren erreicht.

Laut Bundesamt für Statistik beträgt die durchschnittliche Anzahl der Jahre, die ein Mann im Alter von 65 Jahren noch zu leben hat, 19,9 Jahre und für eine Frau 22,7 Jahre. Auf dieser statistischen Grundlage ist es daher unwahrscheinlich, dass die Rentenoption in unserem Beispiel vorteilhaft ist. Im Falle eines Kapitalbezugs ist es jedoch entscheidend, dass die Anlagestrategie der eigenen Finanzkraft und Risikobereitschaft entspricht.

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