Nie ist man reicher als bei der Pensionierung. Doch die Ersparnisse sind dringend nötig. Denn die Rente aus der ersten und zweiten Säule genügt bei weitem nicht, wie eine Analyse zeigt. Albert Steck schreibt in der NZZ:
Das Bundesamt für Statistik hat detailliert aufgelistet, mit welchen Ausgaben man rechnen muss. Vor der Pensionierung gibt ein Paarhaushalt im Schnitt 129’000 Franken pro Jahr aus. Treten die Ehegatten ins Rentenalter ein, sinken ihre Kosten aber nur wenig, nämlich auf 107’000 Franken.
Die Analyse zeigt, dass man insbesondere beim Konsum nur geringe Summen einsparen kann – konkret sind es knapp 4000 Franken. Auch die Steuerbelastung sinkt wenig, von 21’000 auf 19’000 Franken. Umgekehrt steigen im Alter die Ausgaben für die Krankenkasse und die Gesundheit.
Wer nach der Pensionierung alleinstehend ist, gibt im Schnitt 59’000 pro Jahr aus. Ebenfalls eine stolze Summe: Denn ein Mann lebt nach 65 noch gut 20 Jahre, eine Frau gar 23 Jahre. Somit kostet der Ruhestand bei einer normalen Lebenserwartung 1,2 bis 1,4 Millionen Franken. Für ein Paar summieren sich die Ausgaben auf etwa 2,4 Millionen.
Wo aber soll das viele Geld herkommen? Gemäss der Statistik beziehen Verheiratete im Schnitt 36’000 Franken aus der AHV sowie 33’000 Franken aus der beruflichen Vorsorge. Im Vergleich zu den Ausgaben von 107’000 Franken verbleibt damit eine erhebliche Lücke von knapp 40’000 Franken.
Die Aufstellung verdeutlicht, dass man die Pensionierung keinesfalls ohne ausreichendes finanzielles Polster antreten sollte. Im Schnitt startet ein Rentnerpaar mit einem frei verfügbaren Vermögen von rund 400 000 Franken in den Ruhestand. Das Guthaben in der Pensionskasse ist in diesem Betrag noch nicht mitgerechnet.
Somit verdienen viele Senioren nebst einer fixen Rente ein zusätzliches Einkommen mit Kapitalerträgen oder ebenso durch Mieteinnahmen. Denn am höchsten ist die Wohneigentumsquote bei den 65- bis 70-Jährigen. Drei Viertel der Paarhaushalte in dieser Altersgruppe besitzen eine Immobilie – die sie häufig vermieten, um ihre Einkünfte aufzubessern.
Hier kommt ein Phänomen ins Spiel, das viele Pensionäre mit Sorge erfüllt: Sie besitzen zwar ein stattliches Vermögen. Doch weil dieses Kapital gebunden ist, geraten sie bereits bei kleineren ungeplanten Zusatzausgaben in einen Liquiditätsengpass. Die Ökonomen bezeichnen das Dilemma als «Asset rich but cash poor». Ein theoretischer Ausweg bestünde darin, das geliebte Eigenheim zu verkaufen – doch davor schrecken viele zurück.
NZZ
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