Die Tamedia-Zeitungen berichten über die Besitzverhältnisse bei Wohnimmobilien in Zürich. Immobilienfirmen, Pensionskassen und Anlagestiftungen weisen einen wachsenden Anteil auf. Angeblich eine Ursache der stark gestiegenen Mieten.
Einmal den ganzen Zürcher Kreis 3. Oder auch: einmal die ganze Stadt Biel. Beinahe so stark sind alle Immobilienfirmen, die in Zürich geschäften, während der letzten fünfzehn Jahre gewachsen. Rund 25’000 Wohnungen haben sie in der Stadt übernommen oder gebaut.
Seit 2008 findet in Zürich eine starke Verschiebung der Eigentumsverhältnisse statt. Institutionelle Anleger, zu denen Pensionskassen zählen, Versicherungen, Fonds oder private Immobilienfirmen, kaufen Häuser und Land von privaten Eigentümerinnen. Im Juni dieses Jahres besassen Immobilienfirmen deswegen erstmals mehr Wohnungen als die Privaten.
2008 sah dies noch ganz anders aus. Damals bildeten die Einzelpersonen die deutlich grösste Eigentümergruppe. Ihr Anteil an den Stadtzürcher Wohnungen ist seither von 42 Prozent auf 32,6 geschrumpft, jener der Immobilienfirmen von 25,3 auf 33 Prozent angestiegen.
Die Stadt Zürich gehört also immer weniger Frau und Herrn Müller, sondern immer öfter einer Pensionskasse.
Für die Zürcher Mieterinnen und Mieter sei dies eine Katastrophe, sagt Oliver Heimgartner, Co-Präsident der städtischen SP. Seit den Börsengängen der grossen Immobilienkonzerne vor rund zwanzig Jahren hätten sich die Mieten in Zürich fast verdoppelt. «Je mehr Wohnungen Renditegesellschaften gehören, desto stärker steigen die Preise.»
Viele Privatpersonen würden ihre Wohnungen zu anständigen Preisen vermieten, sagt Heimgartner. Zum Wesen von Immobilienunternehmen gehöre es hingegen, ihre Rendite zu maximieren. «Das sehen wir in Zürich jeden Tag.»
Als aktuelles Beispiel dient das Haus an der Weststrasse 145, über das diese Zeitung vor zweieinhalb Jahren berichtet hat. Dieses kaufte eine Anlagestiftung für Pensionskassen, nachdem die frühere Besitzerin verstorben war. Bis Oktober wird das Mehrfamilienhaus umgebaut. Danach wird eine 3½-Zimmer-Maisonette-Wohnung mit 152 Quadratmetern 5890 Franken im Monat kosten, wie aus einem aktuellen Inserat hervorgeht. Im unsanierten Haus bezahlte eine WG für ihre 4-Zimmer-Wohnung mit gut 100 Quadratmetern 2120 Franken.
Albert Leiser, FDP-Gemeinderat und Direktor des Zürcher Hauseigentümerverbandes, sagt, man müsse das Ausmass der Verschiebung relativieren. Es gebe auch Familien, die eine Firma gründeten, um an diese ihre Immobilien zu überschreiben. Dieser Schritt könne einiges vereinfachen, etwa die Aufteilung innerhalb einer Erbengemeinschaft. «Aber das Haus gehört faktisch nach wie vor Privatpersonen.» Wie stark solche Fälle zur Veränderung beitragen, wird statistisch allerdings nicht erhoben.
Albert Leiser sieht ebenfalls einen Unterschied zwischen Immobilienkonzernen und Kleineigentümern. «Diese wohnen oft selber im eigenen Haus.» Daher würden sie dieses nicht abreissen wollen. Gleichzeitig verzichteten sie auf Höchstmieten. «Ein angenehmes Zusammenleben mit ihren Mietern ist ihnen wichtiger.»
Die Pensionskassen hätten einen anderen Auftrag, sagt Leiser. «Sie müssen Rentengelder anlegen.»
Patrick Schnorf vom Immobiliendienstleister Wüest Partner sagt, dass institutionelle Eigentümerinnen eher Totalsanierungen durchführten oder Ersatzneubauten erstellten. Das bringe auch Vorteile mit sich, etwa grosse Qualitätssteigerungen bei den Wohnungen und eine rasche Verdichtung. «Es gibt viele Mieterinnen und Mieter, die den neu entstandenen und hochwertigen Wohnraum schätzen», sagt Schnorf.