imageIn einem Interview mit der Finanz und Wirtschaft gibt Iwan Deplazes. Leiter Asset Management der ZKB, einen Ueberblick über die aktuelle Lage auf den Kapitalmärkten. Er äussert sich u.a. auch zur Uebernahme der CS durch die UBS und die Situation der Pensionskassen. Auszüge.

Herr Deplazes, UBS hat Credit Suisse übernommen, was ändert sich nun in der Vermögensverwaltungsbranche?
Die Übernahme ist enorm bedauerlich, für den Finanzplatz und auch für die Schweizer Asset-Management-Industrie. In der Schweiz war UBS schon davor die Nummer eins, und Credit Suisse lag an zweiter Stelle. Nun entsteht ein sehr grosser neuer Asset-Manager. In Europa wird UBS neu den dritten Platz einnehmen, im internationalen Wettbewerb dürfte sich dies als vorteilhaft erweisen. Anderseits hat UBS nun mancherorts eine grosse Marktmacht. Im Bereich Immobilien Schweiz beispielsweise dürften mehr als 50% bei UBS und CS kombiniert sein.

Wo sonst entsteht neue Marktmacht, die aus Anlegersicht wichtig ist?
Im Geschäft mit Indexanlagen gab es schon vorher nur wenige Anbieter, die eine umfassende Produktpalette institutioneller Lösungen offerieren konnten. Da dürfte es zu Verschiebungen kommen, denn die Kunden wollen oftmals nicht nur einen Anbieter, sondern sie wollen diversifizieren. Ausländische Konkurrenten bieten kaum Schweizer Strukturen an – diese sind aber für institutionelle Kunden steuerlich interessanter als solche aus Luxemburg oder auch als ETF.

 

Wie steht es um aktiv verwaltete Fonds?
Da ist das Angebot vielfältiger. In der Schweiz haben wir eine grosse Bandbreite an Asset-Managern, die aktive Lösungen anbieten. Dazu gehören etwa auch die Privatbanken.

Wie reagieren Ihre Kunden?
Viele thematisieren die Übernahme, aber Hektik ist deswegen nicht ausgebrochen.

Anleger – auch Pensionskassen – haben schwierige Zeiten hinter sich: 2022 sind im traditionellen Portfolio sowohl die 60% Aktien als auch die 40% Anleihen eingebrochen. Was sind die Lehren?
Mit den zuvor jahrelang rückläufigen Zinsen hatten die Kurse der Obligationen und auch der Aktien zugelegt. Es gab zwischen den beiden Anlageklassen fast keinen Diversifikationseffekt mehr. Dann kam 2022 das «Schockerlebnis», als Inflation und Zinsen abrupt gestiegen und die Kurse gesunken sind. Die Notenbanken haben rasch agiert und das Zinsniveau nivelliert, in den USA über 5% und in der Schweiz bei knapp 2%. Jetzt sind die Voraussetzungen für das 60-40-Portfolio gegeben.

Der Klassiker hat nicht ausgedient?
Keineswegs. Die Basis ist gut, dass das 60-40-Portfolio seine einstige Funktion wiederaufnehmen kann, nämlich das Mischen von Assetklassen, die nicht voll korreliert sind, um das Portfolio zu diversifizieren. Das derzeitige Umfeld spricht für ein gemischtes Portfolio aus Aktien und Obligationen. Dabei sind auch Geldmarktanlagen interessant – eine Anlageklasse, die lange in Vergessenheit geraten war, die aber mittlerweile auch in Franken durchaus 1,5% Rendite einbringt.

Anleger sollen zurück zu den Wurzeln?
Mischportfolios sind hoch attraktiv. Die Legitimation des 60-40-Portfolios ist heute grösser als in den letzten zehn, fünfzehn Jahren, da der risikolose Zins heute wieder ein positives Vorzeichen hat.

  Interview Deplazes