imageAndré Tapernoux, PK-Experte und Partner bei Keller Experten, hat Cash ein Interview zu Fragen der Altersvorsorge aus Sicht junger Erwerbstätiger gegeben. Auszüge:

André Tapernoux, trotz der Mini-Reform ist die AHV für die 30-Jährigen von heute alles andere als gesichert – rennen Ihnen die Jungen die Türen ein, um nun vermehrt privat für das Alter vorzusorgen?
André Tapernoux: Es suchen vermehrt auch junge Menschen Rat bei uns, häufig kommen sie auch mit ihrem Partner oder ihrer Partnerin. Es stimmt: Der AHV stehen noch einige – teilweise schmerzhafte – Reformen bevor, damit die Jungen von heute in 40 Jahren noch von ihr profitieren können.

Wie sollten Junge in einem Umfeld von Krieg, Klimakrise und Inflation investieren, um für das Alter vorzusorgen?
Grundsätzlich gab es zu jeder Zeit Krisen, die grösser als alle vorhergehenden wirkten. Die Dotcom-Blase etwa hatte sich kurzfristig im Vorsorgeplan bemerkbar gemacht, langfristig haben wir bisher aber jede Krise überwunden. Was sich bei Jungen im Vergleich zu ihren Eltern verändert hat, ist, dass sie sich tendenziell früher mit der Vorsorge beschäftigen sollten. Für die Grosseltern hatten Arbeitgeber noch attraktive Pläne für Frühpensionierungen angeboten – schon für die Eltern der heutigen Jungen gilt das nicht mehr. Wer in 40 Jahren frühzeitig in den Ruhestand will, muss heute anfangen, dafür zu sparen.

Mit Frankly, Volt oder Pando kann mittlerweile jeder per App seine Vorsorge planen. Was halten Sie von diesen Angeboten?
Einer der grössten Vorteile bei diesen Apps ist, dass man jederzeit Informationen abrufen kann. Das ist nicht nur für Junge ein Gewinn. Früher schickten Pensionskassen einmal jährlich einen Versicherungsausweis. Aber auch eine App nimmt niemandem die Arbeit ab, regelmässig zu überprüfen, wie viel Geld man sparen möchte, um den Lebensstandard im Alter halten zu können. Wer nach dem Studium eine zweijährige Weltreise antritt, muss die entstandene Lücke in der Vorsorge irgendwann wieder schliessen.

Junge müssen sich also früher als ihre Eltern mit der Altersvorsorge beschäftigen, gleichzeitig gehen sie im Schnitt aber länger zur Schule als ihre Mütter und Väter. Wie kann das aufgehen?
Wichtig ist, sich bei der Studien- und Berufswahl zu überlegen, in welchem Bereich man auch in 20 Jahren noch arbeiten will. Wer sich später zwischen zwei Stellen entscheiden muss, kann bei der Wahl die Konditionen der Pensionskasse berücksichtigen. Den Unter-30-Jährigen wird oft nachgesagt, Dinge zu hinterfragen. Das ist gut, denn davon können auch Arbeitgeber profitieren. Wer etwa sieht, dass die Pensionskasse der eigenen Firma in gewissen Punkten im Vergleich mit der Konkurrenz schlechter abschneidet, sollte die Personalabteilung darauf ansprechen.

  Cash, Keller Experten