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Die NZZ beschäftigt sich mit einem Thema, das in Deutschland sicherheitshalber gerne ausgeklammert wird: Die katastrophale Situation der Rentenversicherung.

Der einzige Grund, warum die Rentenkasse noch nicht vollends kollabiert ist, sind die immer neuen Steuermilliarden, mit denen die Bundesregierung das System Jahr für Jahr notdürftig stabilisiert. Jeder vierte Euro, den der deutsche Staat aus Steuern einnimmt, wandert mittlerweile in die Rentenkasse. Allein im laufenden Jahr werden es 112 Milliarden Euro sein. Tendenz: steil steigend.

Während man der Regierung den demografischen Wandel nicht vorwerfen darf, muss sie sich doch den Vorwurf gefallen lassen, dass sie das Problem verschleppt. Wenn sie das System einfach weiterlaufen liesse wie bisher, müssten die Beitragssätze für die Arbeitnehmer künftig stark steigen. Auch darüber herrscht Konsens unter Ökonomen.

Aber selbst das wird nicht reichen, um die Rentenkasse zu stabilisieren. Auch die Bundeszuschüsse aus Steuermitteln müssten drastisch wachsen, um den Status quo zu halten. Folge: Die Arbeitnehmer werden doppelt zur Kasse gebeten, um die Rentner zu versorgen. Einmal in Form ihrer Kassenbeiträge, ein zweites Mal durch ihre Steuerzahlungen.

Aber auch den Senioren wäre damit nicht geholfen. Schon heute reichen die Zahlungen der Kasse für viele allenfalls aus, um die Grundbedürfnisse zu decken. Mehr als ein Viertel aller deutschen Rentner bekommt monatlich weniger als 1000 Euro überwiesen. Das zeigen Daten des Statistischen Bundesamtes. Die Senioren liegen damit sogar noch unter der amtlich definierten Armutsgrenze von 1250 Euro, was 60 Prozent des mittleren Einkommens in Deutschland entspricht.

Es ist daher an der Zeit, dass die «Ampel» endlich Mut beweist und drei Wahrheiten ausspricht: Die Deutschen werden erstens künftig länger arbeiten müssen. Sie werden zweitens auch stärker privat für ihr Alter vorsorgen müssen. Und einige Deutsche werden sich zudem noch auf den Verlust liebgewonnener Privilegien einstellen müssen.

  NZZ