Simon Wey, Chefökonom des Arbeitgeberverbands, hat eine Analyse der Lohnsituation in der Schweiz verfasst. Es zeige sich, so Wey, dass sich die wirtschaftliche Lage in der Schweiz zunehmend eintrübt. Uebertriebenen Lohnforderungen sei deshalb eine Absage zu erteilen. Zusammenfassend hält er fest:

image

Die Konjunktur kühlt sich empfindlich ab, was insbesondere auf eine ungünstige Geschäftslage von Be-
trieben des verarbeitenden Gewerbes und des Grosshandels zurückzuführen ist. Aufgrund nachlassender
Auslandnachfrage sind exportorientierte Firmen besonders stark vom Abschwung betroffen. Angesichts
der gestiegenen und vermutlich noch weiter steigenden Zinsen dürfte sich die Stimmung weiter eintrüben. Der Arbeitsmarkt hingegen ist weiterhin robust, wobei der Arbeitskräftemangel seinen Höhepunkt
inzwischen überschritten haben dürfte.

Die Jahre 2021 und 2022 waren aufgrund der hohen Teuerung durch hohe Reallohnverluste gekennzeichnet. Diese sind weder im Interesse der Arbeitnehmenden noch der Wirtschaft. Blickt man etwas weiter in
die Vergangenheit, stösst man jedoch durchaus auch auf Jahre mit substanziellen Reallohnerhöhungen.
Erfreulich ist zudem, dass die Inflationsrate weiter fällt und bereits wieder auf 1,6 Prozent gesunken ist.
Schätzungen der Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) sehen die Teuerung für das Jahr
2024 bei 1,5 Prozent.

Die kursierende Behauptung, Betriebe würden hohe Gewinne schreiben und bei den Löhnen knausern, ist
durch Fakten widerlegt: das Gegenteil ist der Fall. So zeigt sich am Verlauf der Lohnquote (Anteil der Arbeitnehmerentgelte am Bruttoinlandprodukt), dass diese – abgesehen von kurzfristigen Schwankungen
– seit mehr als 10 Jahren einem klar positiven Trend folgt. Folglich nahm der Anteil der Betriebsgewinne am Bruttoinlandprodukt ab. Ebenso ist die Behauptung, wonach es mit Blick auf die gestiegene
Produktivität einen Nachholbedarf bei den Reallöhnen gebe, höchstens kurzfristig haltbar. Mittel- bis
längerfristig steigen die beiden Grössen gleichmässig an.

  Mitteilung SAV  Lohnanalyse