Der Landbote hat mit dem PK-Spezialisten Markus Moor von der ZHAW ein Interview zu den Problem der städtischen Pensionskasse Winterthur geführt. Die finanzielle Lage der städtischen Pensionskasse PKSW hat sich wieder ein klein wenig verbessert. Im zweiten Quartal hat sie auf ihre Anlagen eine Rendite von 1,3 Prozent erzielt. Der Deckungsgrad stieg auf 95 Prozent. Stiftungsratspräsidentin Marianne Fassbind spricht von einem guten ersten Halbjahr. Finanziell ist die PKSW allerdings noch längst nicht über dem Berg. Der Stadtrat hat im Frühling ein 120-Millionen-Paket geschnürt, mit dem er die Kasse ausfinanzieren will. Auszüge:
Herr Moor, an der ZHAW haben Sie den Fall der Pensionskasse der Stadt Winterthur eingehend diskutiert. Was macht den Fall PKSW für Sie so interessant?
Markus Moor: Es ist eine mittelgrosse öffentlich-rechtliche Kasse mit langer Vorgeschichte und einigen Zwischenetappen, die dem Fall auch eine politische Dimension geben. Dazu gehörte zuletzt auch, dass der Auftrag neu ausgeschrieben wurde, wer künftig die Versicherungs- und Vorsorgeleistungen für die städtischen Angestellten erbringen darf. Den Zuschlag hat bekanntlich die PKSW erhalten. Dann war die Politik wieder am Zug, und der Stadtrat hat im Frühling eine Lösung vorgeschlagen, mit welchen Massnahmen man die Kasse wieder aus der Unterdeckung führen und finanziell wieder auf eine solide Grundlage stellen kann. Das haben wir uns natürlich auch genauer angeschaut.
Und? Überzeugt Sie das Sanierungspaket?
Da muss man differenzieren. Sinn machen sicher die 80 Millionen Franken der sogenannten Arbeitgeberbeitragsreserve, die man neben der Einmalzahlung von 40 Millionen einschiessen will. Dieses Mittel haben andere Pensionskassen aus dem öffentlichen Dienst auch schon erfolgreich angewendet. Es ist eine gute Antwort in einer schwierigen Ausgangslage. Damit gibt man der PKSW den nötigen finanziellen Spielraum, den es braucht, damit der Deckungsgrad langfristig wieder auf solide 115 Prozent klettert. Das ist das Ziel.
Der Stadtrat will ausserdem die Pensionskassenbeiträge der Versicherten vereinheitlichen. 65 Prozent bezahlt die Stadt, 35 Prozent das Personal.
Genau, das macht doppelt Sinn. Zum einen ist es gerechter. Vorher lag die Spreizung bei 50 bis 70 Prozent, welche die Stadt bezahlte. Die älteren Arbeitnehmer wurden dabei klar bevorteilt. 70 Prozent war für eine öffentliche Pensionskasse viel zu hoch. Das hätte man schon früher korrigieren sollen. Mit einem einheitlichen Teiler von 65:35 hat man auch eine bessere finanzielle Planbarkeit für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Es ist ein sauberer Schnitt. Mit 65 Prozent ist der Anteil der Stadt recht grosszügig. Schweizweit sind es im Durchschnitt 58,5 Prozent, die der Arbeitgeber zahlt. Das könnte politisch noch aufs Tapet kommen. Wichtig, dass es für alle stimmt, sind aber auch andere Faktoren. Und da hat die PKSW teilweise schon vorgespurt.
Zum Beispiel?
Es werden keine Sanierungsbeiträge mehr erhoben, und die Altersguthaben werden mit dem gesetzlichen Mindestzins von 1 Prozent verzinst. Das ist das Minimum, die Gewerkschaften fordern mehr. Auch, dass die PKSW den Umwandlungssatz demnächst nicht nochmals senken will, finde ich gut.